Stadt stellt Antrag auf Schulversuch beim Freistaat
Reformpädagogische Modellschule: München will neue Schulart testen
München beantragt beim Freistaat Bayern die Gründung einer reformpädagogischen Modellschule, in der alle Kinder gemeinsam von der ersten Klasse bis zu ihrem Abschluss lernen können – ohne Noten, mit mehr Flexibilität auch beim Unterrichtsbeginn und gezielten Fördermöglichkeiten. Hier erfahrt ihr mehr über das Konzept.

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Flexibles Lernen, keine Noten: Das Konzept der neuen Modellschule
Mit wissenschaftlicher Unterstützung hat das Referat für Bildung und Sport (RBS) ein Konzept für eine neue Modellschule entwickelt, die schon bald in München getestet werden soll. Leitgedanke des Konzepts ist „Einzigartigkeit schätzen - Gemeinschaft gestalten“, um für jedes Kind den passenden Bildungsweg zu finden.
Die Idee dahinter: Alle Schüler*innen sollen künftig die Möglichkeit haben, ihre individuellen Fähigkeiten, Interessen und Hintergründe in das Schulleben einzubringen.
„Das dreigliedrige Schulsystem in Bayern ist relativ starr“, erklärt Stadtschulrat Florian Kraus. „Es gibt viele Schüler*innen, die in diesem Schulsystem nicht gut zurecht kommen.“
„Anstatt die Schüler*innen in ein System zu pressen, wollen wir lieber die Schule anpassen“, ergänzt Stadträtin Anja Berger. „Eine Schule nach dem neuen Modell kann viel besser auf die individuelle Situation der Kinder und Jugendlichen eingehen.“
Durch die lange gemeinsame Schulzeit in der Modellschule wären auch Auswahlentscheidungen durch Noten nicht notwendig. „Es gibt viele andere Möglichkeiten von Feedback, die bei Kindern und Jugendlichen wirklich ankommen“, sagt Dr. Michael Kirch von der LMU, der an der Konzeptentwicklung maßgeblich beteiligt war.

So könnte der Schulalltag an der Modellschule aussehen
Die neue Modellschule soll eine Schule für alle sein – mit jahrgangsgemischten Lerngruppen. In Kooperationen mit den Kitas soll es eine flexible Schuleingangsphase geben. Und auch über den Schulausgang entscheiden die Schüler*innen flexibel: Alle in Bayern angebotenen Abschlüsse können erworben werden.
Auch der Schulalltag wird flexibel gestaltet:
- In der Früh sollen die Schüler*innen die Möglichkeit haben, zwischen 7:30 und 9 Uhr zu kommen und in dieser Zeit zu frühstücken, zu lernen oder bei Angeboten wie Sport oder Meditation mitzumachen.
- Danach beginnt die Kernzeit, die bis 15 Uhr dauert.
- Von 15 bis 18 Uhr ist flexibler Schulschluss mit Lernzeit und Freizeitangeboten.
Räumlich soll sich die neue Modellschule Platz für bis zu 900 Schüler*innen bieten. Dabei ist sie in neun Lernhäuser gegliedert, die aus je acht Lerngruppen mit zwölf Schüler*innen und einem*r Lernbegleiter*in bestehen.

Inklusion, Quartiersöffnung und digital gestütztes Lernen
In der Modellschule wird zudem ein digital gestütztes Lernen mit 1:1-Ausstattung realisiert – das bedeutet: Jede*r besitzt ein personalisiertes mobiles Endgerät, mit dem an jedem Ort und zu jeder Zeit produktiv gearbeitet werden kann.
Inklusion spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Die Modellschule ist eine inklusive Schule, die sich beispielsweise auch an Kinder und Jugendliche mit Körperbehinderungen oder Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf in der sozial-emotionalen Entwicklung oder im Bereich Lernen oder geistiger Entwicklung richtet. Die Organisation der Modellschule in Lerngruppen und Lernhäusern und Sonderpädagog*innen gewährleisten eine inklusive Betreuung.
Außerdem ist ein neues Zusammenspiel zwischen Schule und Stadtquartier geplant: Nicht-schulische Player*innen wie Freizeiteinrichtungen, Sportvereine und soziale Einrichtungen werden in das Angebot der Schule integriert, was die Qualität von Schule und Ganztagsbetreuung verbessert. Und: Die Räume und Flächen der Schulen werden auch außerhalb des Lernbetriebs dem Quartier zur Verfügung gestellt.
Der erforderliche Antrag beim Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus für den entsprechenden Schulversuch wird nun in den nächsten Tagen gestellt.

Im Auftrag des Referats für Bildung und Sport (RBS)
Dieser Beitrag über die Modellschule ist vom Referat für Bildung und Sport (RBS) beauftragt. Die Inhalte wurden zwischen dem RBS und muenchen.de, dem offiziellen Stadtportal, abgestimmt.