Stadt stellt Antrag auf Schulversuch beim Freistaat

Reformpädagogische Modellschule: München will neue Schulart testen

München beantragt beim Freistaat Bayern die Gründung einer reformpädagogischen Modellschule, in der alle Kinder gemeinsam von der ersten Klasse bis zu ihrem Abschluss lernen können – ohne Noten, mit mehr Flexibilität auch beim Unterrichtsbeginn und gezielten Fördermöglichkeiten. Hier erfahrt ihr mehr über das Konzept.

Referat für Bildung und Sport/Lukas Barth-Tuttas
Bürgermeisterin Verena Dietl und Stadtschulrat Florian Kraus vor dem Münchner Rathaus mit der Beschlussvorlage bzw. dem Konzept für die Modellschule

Flexibles Lernen, keine Noten: Das Konzept der neuen Modellschule

Mit wissenschaftlicher Unterstützung hat das Referat für Bildung und Sport (RBS) ein Konzept für eine neue Modellschule entwickelt, die schon bald in München getestet werden soll. Leitgedanke des Konzepts ist „Einzigartigkeit schätzen - Gemeinschaft gestalten“, um für jedes Kind den passenden Bildungsweg zu finden.
Die Idee dahinter: Alle Schüler*innen sollen künftig die Möglichkeit haben, ihre individuellen Fähigkeiten, Interessen und Hintergründe in das Schulleben einzubringen.

„Das dreigliedrige Schulsystem in Bayern ist relativ starr“, erklärt Stadtschulrat Florian Kraus. „Es gibt viele Schüler*innen, die in diesem Schulsystem nicht gut zurecht kommen.“

„Anstatt die Schüler*innen in ein System zu pressen, wollen wir lieber die Schule anpassen“, ergänzt Stadträtin Anja Berger. „Eine Schule nach dem neuen Modell kann viel besser auf die individuelle Situation der Kinder und Jugendlichen eingehen.“

Durch die lange gemeinsame Schulzeit in der Modellschule wären auch Auswahlentscheidungen durch Noten nicht notwendig. „Es gibt viele andere Möglichkeiten von Feedback, die bei Kindern und Jugendlichen wirklich ankommen“, sagt Dr. Michael Kirch von der LMU, der an der Konzeptentwicklung maßgeblich beteiligt war.

Modellschule
Anette Göttlicher

So könnte der Schulalltag an der Modellschule aussehen

Die neue Modellschule soll eine Schule für alle sein – mit jahrgangsgemischten LerngruppenIn Kooperationen mit den Kitas soll es eine flexible Schuleingangsphase geben. Und auch über den Schulausgang entscheiden die Schüler*innen flexibel: Alle in Bayern angebotenen Abschlüsse können erworben werden.

Auch der Schulalltag wird flexibel gestaltet:

  • In der Früh sollen die Schüler*innen die Möglichkeit haben, zwischen 7:30 und 9 Uhr zu kommen und in dieser Zeit zu frühstücken, zu lernen oder bei Angeboten wie Sport oder Meditation mitzumachen.
  • Danach beginnt die Kernzeit, die bis 15 Uhr dauert.
  • Von 15 bis 18 Uhr ist flexibler Schulschluss mit Lernzeit und Freizeitangeboten.

Räumlich soll sich die neue Modellschule Platz für bis zu 900 Schüler*innen bieten. Dabei ist sie in neun Lernhäuser gegliedert, die aus je acht Lerngruppen mit zwölf Schüler*innen und einem*r Lernbegleiter*in bestehen.

Modellschule
Anette Göttlicher

„Die grün-rote Rathauskoalition in München will bildungspolitische Reformen anpacken – und dafür haben wir mit der Modellschule nun ein umfassendes und durchdachtes Konzept vorgelegt. Ziel ist, dass in dieser Schule jedes Kind den für sich passenden Bildungsweg findet. Die Stadt München als größter kommunaler Schulträger hat die nötige Erfahrung und auch die Ressourcen, um so eine Modellschule als Schulversuch umzusetzen. Ich wünsche mir daher vom Staatsministerium für Unterricht und Kultus die nötige Weitsicht, um hier zum Wohle der Schüler*innen ausgetretene Pfade zu verlassen.“

Florian Kraus, Leiter des Referats für Bildung und Sport
Florian Kraus Stadtschulrat

„Ich freue mich über die abschließende Zustimmung des Stadtrats zur neuen Modellschule. Damit wollen wir den Startschuss geben für eine Schule, in der Kinder ohne Druck und auf Basis ihrer individuellen Fähigkeiten gemeinsam lernen können. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch von Seiten des Freistaats grünes Licht bekommen, um etwas Neues auszuprobieren. München ist Bildungsmetropole und wir wollen von München aus ein wichtiges Signal für die Weiterentwicklung unserer Bildungslandschaft senden.“

Bürgermeisterin Verena Dietl
Verena Dietl Bürgermeisterin

Inklusion, Quartiersöffnung und digital gestütztes Lernen

In der Modellschule wird zudem ein digital gestütztes Lernen mit 1:1-Ausstattung realisiert – das bedeutet: Jede*r besitzt ein personalisiertes mobiles Endgerät, mit dem an jedem Ort und zu jeder Zeit produktiv gearbeitet werden kann.

Inklusion spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Die Modellschule ist eine inklusive Schule, die sich beispielsweise auch an Kinder und Jugendliche mit Körperbehinderungen oder Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf in der sozial-emotionalen Entwicklung oder im Bereich Lernen oder geistiger Entwicklung richtet. Die Organisation der Modellschule in Lerngruppen und Lernhäusern und Sonderpädagog*innen gewährleisten eine inklusive Betreuung.

Außerdem ist ein neues Zusammenspiel zwischen Schule und Stadtquartier geplant: Nicht-schulische Player*innen wie Freizeiteinrichtungen, Sportvereine und soziale Einrichtungen werden in das Angebot der Schule integriert, was die Qualität von Schule und Ganztagsbetreuung verbessert. Und: Die Räume und Flächen der Schulen werden auch außerhalb des Lernbetriebs dem Quartier zur Verfügung gestellt.

Der erforderliche Antrag beim Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus für den entsprechenden Schulversuch wird nun in den nächsten Tagen gestellt.

Modellschule
Anette Göttlicher

Im Auftrag des Referats für Bildung und Sport (RBS)

Dieser Beitrag über die Modellschule ist vom Referat für Bildung und Sport (RBS) beauftragt. Die Inhalte wurden zwischen dem RBS und muenchen.de, dem offiziellen Stadtportal, abgestimmt.

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