Rundgang durch das neue Rathaus

Eine zentrale Sehenswürdigkeit am Marienplatz: Entdecken Sie das Neue Rathaus, seine Architektur und seine Baugeschichte.

Rathaus der Landeshauptstadt München, Innenhof

Das Neue Rathaus von außen

Fassade, Turm, Glockenspiel, Prunkhof, Fischbrunnen – am und ums Neue Rathaus gibt es jede Menge zu entdecken.
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Treppenhaus

Das Neue Rathaus von innen

Der Rundgang geht weiter: Ratstrinkstube, Treppenhaus, Sitzungssäle – die schönsten Innenräume im Neuen Rathaus.
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Entstehungsgeschichte des Neuen Rathauses

Bauabschnitte
Grundrissplan des Neuen Rathauses mit Bauabschnitten

Das sprunghafte Anwachsen der Münchner Bevölkerung im 19. Jahrhundert und die dadurch bedingte Vergrößerung der Stadtverwaltung machten um 1865 den Bau eines neuen Rathauses nötig.

Nachdem die Stadt das ehemalige Regierungsgebäude am Marienplatz / Ecke Dienerstraße erworben hatte und somit über ein Grundstück in prominenter Lage verfügte, begannen die Planungen. Nach langem Ringen entschieden sich der Magistrat und das Gemeindekollegium gegen ein Rathaus im Renaissance-Stil und für den neugotischen Entwurf des erst 25-jährigen Grazer Architekturstudenten Georg Hauberrisser (1849 – 1922). In der Öffentlichkeit wurde diese Entscheidung mit viel Kritik aufgenommen.

Überblick über die Bauabschnitte

Im Juni 1867 begannen die Bauarbeiten. Schon bald geriet der Rathausbau immer mehr in Verzug. Zudem wurde er immer teurer. Waren für den Bau ursprünglich 550.000 Gulden vorgesehen gewesen, so lagen die Kostenberechnungen um 1869 bereits bei 830.000 Gulden. Architekt Hauberrisser wurde deshalb verpflichtet, seine Planungen drastisch zu vereinfachen.

Nach mehr als achtjähriger Bauzeit konnten im August 1874 Magistratsmitarbeiter endlich ihre Diensträume im Neuen Rathaus beziehen. Die bis ins Detail von Georg Hauberrisser entworfene Ausstattung der Repräsentationsräume (Großer und Kleiner Sitzungssaal, sog. Repräsentationssaal, Bürgermeisterbüros u.a.) war zu diesem Zeitpunkt großteils noch nicht einmal begonnen, sie sollte noch fast zehn Jahre beanspruchen.

Als im Jahr 1883 endgültig alle Arbeiten am und im 1. Bauabschnitt des Neuen Rathauses abgeschlossen wurden, war man besonders stolz darauf, dass nahezu alle Bauarbeiten und Dekorationen von Münchner Firmen und Handwerkern ausgeführt worden waren und der Rathausbau somit zur Förderung der einheimischen Wirtschaft beigetragen hatte. Die Kosten für das Neue Rathaus (1. Bauabschnitt) beliefen sich inklusive Bauplatz auf insgesamt 2.722.654 Mark. Hinsichtlich der reinen Baukosten war der ursprünglich vorgegebene Kostenrahmen von 550.000 Gulden um mehr als das Zehnfache überschritten worden.

Schon bald zeigte sich, dass das Neue Rathaus für die stetig wachsenden Bedürfnisse der städtischen Verwaltung zu klein war. Bereits 1875 (!) begann man deshalb über einen Erweiterungsbau nachzudenken. Um eine wirklich großzügige Erweiterung überhaupt möglich zu machen, begann die Stadt ab 1887 Zug um Zug sämtliche dem Rathaus benachbarten Anwesen an der Diener-, Landschaft- und Weinstraße aufzukaufen.

In den Jahren 1889 bis 1892 wurde das Rathaus zunächst in einer zweiten Bauphase an der Ecke Diener-/Landschaftstraße ausgebaut. Wiederum wurde Georg Hauberrisser als Architekt und Bauleiter berufen. Der Anbau passte sich optisch völlig an das schon bestehende Rathaus an; die Fassaden an der Diener- bzw. an der Landschaftstraße waren ebenso wie der 1. Bauabschnitt in Backsteinrohbau mit Hausteinen ausgeführt.

1897 entschieden sich Magistrat und Gemeindekollegium, das Rathaus durch Erweiterungsbauten am Marienplatz sowie in der Wein- und Landschaftstraße zu einem vierseitigen Komplex zu ergänzen. Dieses Ansinnen löste in der Öffentlichkeit große Meinungsverschiedenheiten aus. U.a. wurde darüber diskutiert, ob der Erweiterungsbau nicht in einem anderen Baustil als dem neogotischen gemacht werden sollte, damit die überlange Fassade nicht so eintönig werde. Mehr noch als der Stil und das Ausmaß des Gebäudes erhitzte jedoch die Höhe des geplanten Rathausturmes (80 Meter) die Gemüter. Doch die Stadt ließ sich nicht beirren. 1898 begannen – wiederum unter Architekt Georg Hauberrisser – die Bauarbeiten.

Mit dem Setzen des Schlusssteins auf dem Rathausturm im Dezember 1905 war der Rohbau des 3. Bauabschnitts beendet. Bis zum Jahresende 1906 konnten nahezu alle Büro- und Kanzleiräume ihrer Bestimmung übergeben werden.

Der gesamte Komplex des Neuen Rathauses bildet in seiner Grundfläche ein unregelmäßiges Viereck von 9.159 Quadratmetern Flächeninhalt mit einer Frontlänge von 98,5 Metern am Marienplatz (wovon 48 Meter auf den 1. Bauabschnitt treffen), 85 Meter an der Dienerstraße, 111 Meter an der Landschaftstraße und 86 Meter an der Weinstraße.

Als weitere Werke des Architekten Georg Hauberrisser müssen seine beiden Münchner Bauwerke erwähnt werden: die im Stil der Frühgotik gehaltene St. Paulskirche und sein Wohnhaus an der Schwanthalerstraße. Genannt seien auch seine Rathausbauten für Kaufbeuren, Wiesbaden und Saarbrücken.

Das Münchner Neue Rathaus erlitt im Zweiten Weltkrieg erhebliche Schäden. Die Bestandsaufnahme im Frühsommer 1945 ergab folgendes Ergebnis: Fast alle Dachbereiche waren ausgebrannt. Nur ein ca. 30 Meter langes Dachstück war unbeschädigt geblieben. An den Fassaden waren neben vielen Zierteilen auch fünf Standbilder bayerischer Herrscher zerstört. Teile des Traktes Landschaftstraße sowie verschiedene Bauteile im Innern waren vollständig verloren bzw. ausgebrannt.

Unmittelbar nach der Besetzung Münchens wurde der nahezu intakt gebliebene Rathaustrakt an der Weinstraße von der amerikanischen Besatzungsregierung in Anspruch genommen. Das Glockenspiel, das auf Wunsch der amerikanischen Militärregierung schleunigst instand gesetzt wurde, erklang erstmals wieder am 14. September 1945.

(Quelle: Neues und Altes Rathaus, Presse- und Informationsamt in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv München)

Hausordnung Rathaus

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