Das Neue Rathaus: Rundgang außen

Fassade, Turm, Glockenspiel, Prunkhof, Fischbrunnen – am und ums Neue Rathaus gibt es jede Menge zu entdecken.

Fassade am Marienplatz

Die Fassade am Marienplatz stellt sich als asymmetrische, aus zwei Teilen bestehende Anlage dar – dem östlich gelegenen 1. Bauabschnitt mit dem fünfachsigen übergiebelten Mittelrisalit, der im 2. Stockwerk durch eine Loggia akzentuiert ist, und dem westlich anschließenden Neubautrakt mit dem Turm. Den Übergang vom älteren, in Backstein errichteten Teil zum neueren Bauabschnitt, dessen glatte Flächen durchweg in Tuffstein ausgeführt sind, markiert das 2,90 Meter hohe Reiterstandbild des Prinzregenten Luitpold (Entwurf: Ferdinand von Miller).

Die Figuren an der Loggia des Neuen Rathauses (1. Bauabschnitt; am Fischbrunnen) stellen die bürgerlichen Tugenden „Gewerbefleiß“ (Jüngling mit Winkelmaß und Hammer), „Häuslichkeit“ (Mutter mit Kind), „Bürgermut“ (Geharnischter) und „Wohltätigkeit“ (Brot spendende Frau) dar. Im Giebelfeld darüber halten zwei Engel unter einem steinernen Baldachin das Münchner Stadtwappen. Bekrönt wird der Mittelrisalit von einem stattlichen Ritter mit Wetterfahne. Über den Arkaden des Erdgeschosses sowie über den Fenstern im 3. Stockwerk (Fortführung dieses Zyklus in der Dienerstraße) sind die Wappen bayerischer Städte angebracht. Die Ecke zur Dienerstraße wird von der Figur eines Münchner Kindls geziert, schräg darüber befindet sich ein Heiliger Georg im Kampf mit dem Drachen.

Für die Angleichung der beiden unterschiedlichen Bauteile am Marienplatz (1. und 3. Bauabschnitt) griff Architekt Hauberrisser zu mehreren vereinheitlichenden Maßnahmen: Entlang der gesamten Fassade ziehen sich vorgeblendete Spitzbogenarkaden, hinter denen sich zahlreiche kleine Läden verbergen. Auch die Stadt-Information, eine wichtige Anlaufstelle für die Münchner Bürger und Touristen, hat hier ihren Platz. Schließlich wurde die gesamte Front mit zwei Reihen Standbildern der bayerischen Herrscher geschmückt. Diese Genealogie weist insgesamt 41 Figuren auf und bietet damit den umfangreichsten Zyklus einer Art an einem deutschen Rathaus.

LHM / Michael Nagy

Beherrscht wird die Fassade zum Marienplatz durch den 80 Meter hohen, zwölfstöckigen Turm dessen im 9. Stockwerk gelegene, öffentlich zugängliche Aussichtsplattform einen prächtigen Panoramablick bietet (der Aufzug befindet sich im Eingangsbereich des Turmes). Er ist bekrönt von der Figur des Münchner Kindls, das der Bildhauer Anton Schmid nach dem Vorbild seines Sohnes, dem später sehr populären Volksschauspieler Ludwig Schmidt-Wildy, modellierte.

Blick vom Rathausturm durch eine Steinrosette

Auffahrt zum Rathausturm

Herrlicher Ausblick garantiert: Der Rathausturm ist für Besucher*innen geöffnet. Tickets und Auskünfte zu den aktuellen Öffnungszeiten in der Tourist-Information.
Turm besichtigen

Glockenspiel

Etwa auf Höhe des Rathausdaches befindet sich eines der größten Glockenspiele Deutschlands. Im Spielwerkserker werden zwei Ereignisse aus der Münchner Stadtgeschichte dargestellt: Hauptthema ist die im Februar 1568 gefeierte Hochzeit von Herzog Wilhelm V. mit Renate von Lothringen, anlässlich der ein Ritterturnier auf dem Marienplatz stattfand. Beim Wettkampf triumphierte der bayerische Ritter über seinen lothringischen Gegner. Neben dem Fürstenpaar und seinem Hofmarschall gehören insgesamt 16 Figuren zu dieser Szene. In der unteren Etage tanzen die Schäffler; die Fassmacher sollen sich nach einer schweren Pestepidemie als Erste wieder auf die Straßen gewagt und mit ihrem Tanz die Bevölkerung erheitert haben. Der Tanz der Münchner Schäffler findet seither alle sieben Jahre statt.

Das Glockenspiel, das mit Solarstrom betrieben wird, wurde 2007 aufwändig restauriert. Alle Glocken wurden saniert, gereinigt und nach knapp 100 Jahren erstmals wieder neu gestimmt. Zahlreiche Münchnerinnen und Münchner beteiligten sich an einer Spendenaktion zur Restaurierung des Münchner Glockenspiels.

Mit seinen insgesamt 43 Glocken bildet das Glockenspiel täglich um 11 Uhr und 12 Uhr, sowie von März bis Oktober zusätzlich um 17 Uhr, einen Hauptanziehungspunkt für Touristen. Folgende Lieder werden gespielt:

Januar / Juni / November, (Walze 1)

  • Herzload
  • Hohenfriedberger Marsch
  • Schäfflertanz 1. Teil (aber heit is kalt)
  • Muss I denn zum Städtele hinaus

Februar / Juli,  (Walze 2)

  • Ännchen von Tharau (Volkslied)
  • Finnländischer Reitermarsch
  • Schäfflertanz 2. Teil
  • In der Heimat ist es schön

März / August, (Walze 3)

  • Loreley
  • Preisend mit viel schönen Reden
  • Schäfflertanz 1. Teil
  • Wendelstein-Lied

April / September, (Walze 4)

  • Jetzt gang i an's Brünnele
  • Wohlauf Kameraden auf's Pferd, auf's Pferd
  • Schäfflertanz 2. Teil
  • Die letzte Rose

Mai / Oktober, (Walze 5)

  • Sah ein Knab ein Röslein steh'n
  • Prinz Eugen, der edle Ritter
  • Bierwalzer
  • Morgen muss ich fort von hier

Dezember / Adventszeit, (Walze 6)

  • In einem kühlen Grunde
  • Thorgauer Marsch
  • Münchner Kind'l
  • Oh Tannenbaum

Täglich um 21:00 Uhr:

  • Nachtwächterruf aus Richard Wagners Meistersinger von Nürnberg
  • Wiegenlied von Johannes Brahms

Königslaube

Vier Herrscherfiguren

Die sogenannte "Königslaube" im zweiten Stock des Rathauses gehört zu den reich verzierten Erkerlauben, die sich über dem Prunkeingang des Rathausturmes befinden. Sie ist geschmückt mit den Standbildern von vier bayerischen Königen (von links nach rechts): Maximilian Joseph I. (1799-1825), Ludwig I. (1825-1848), Maximilian II.(1848-1864) und Ludwig II. (1864-1886).

Das hinter der Königslaube liegende Turmgemach war ehemals der Repräsentationsraum des I. Bürgermeisters. Vom Balkon herab eröffnet sich ein großartiger Blick auf den Marienplatz, darunter auch auf die Mariensäule, die Kurfürst Maximilian I. im Jahre 1638 als Dank für die Verschonung der Stadt im 30-jährigen Krieg errichten ließ.

Fischbrunnen

Der Fischbrunnen (rechts vor dem Haupteingang) wurde vom Bildhauer Konrad Knoll im Jahre 1864 modelliert und in der Erzgießerei von Ferdinand Miller 1866 gegossen.

Ursprünglich zeigte er zwischen wasserspeienden bronzenen Delfinen und Löwenköpfen vier Metzgerburschen, die Wasser aus Eimern in den Brunnen schütteten. Über ihnen musizierten vier Knaben, ganz oben stand ein Altgeselle mit erhobenem Becher. Damit erinnerte die Figurengruppe an den "Metzgersprung" mit dem jedes Jahr am Rosenmontag die Metzgergesellen freigesprochen und ins Brunnenwasser getaucht wurden. Beim Auftauchen wurden sie dann noch einmal mit Wasser aus Eimern übergossen. 1837 wurde dieser Brauch wegen der in München herrschenden Cholera untersagt, aber nach der Fertigstellung des neuen Brunnens wieder aufgenommen und mit Unterbrechungen bis 1930 fortgesetzt.

Der Fischbrunnen wurde im Krieg völlig zerstört, jedoch 1954 von Josef Henselmann unter Verwendung der noch erhaltenen Figuren wieder aufgebaut.

Alljährlich am Aschermittwoch findet im Fischbrunnen das traditionelle "Geldbeutelwaschen" mit dem Oberbürgermeister statt. Wer an diesem Tag seinen Geldbeutel im Fischbrunnen wäscht, soll angeblich das Jahr über keine gravierenden Geldsorgen mehr haben. Dieser Brauch wird schon seit 1426 von den Münchnern praktiziert. Mit der Prozedur am Fischbrunnen wollten die Münchnerinnen und Münchner dokumentieren, dass nach dem Faschingsvergnügen der Geldbeutel leer ist und sie eine Lohnerhöhung gut verkraften könnten.

Betritt man das Neue Rathaus durch den Haupteingang am Fischbrunnen, so kommt man in den Trakt, der in den Jahren 1867 bis 1873 entstand. In der Vorhalle befindet sich rechts die Portierloge. Über ihr ist eine Uhr mit gemaltem Zifferblatt angebracht, um das sich ein Spruchband mit folgendem Text schlingt: „Nur gute Stunden möcht ich zeigen, die bösen aber wohl verschweigen.“ Durch das schmiedeeiserne Gittertor des Haupteinganges gelangt man in das von vier Granitsäulen getragene Vestibül, von dem aus man durch einen Durchgang in den Großen Hof und in die Ratstrinkstube gehen kann.

Prunkhof

Michael Nagy

Durch das Turmportal oder den Eingang an der Weinstraße gelangt man in den Prunkhof, der eine reiche architektonische Ausgestaltung besitzt. Der in der Grundform eines Vierecks angelegte Hof ist gegen Norden vom Kassen- und Bibliothekstrakt, im Süden vom Turm- und Treppenbau und im Westen von der großen Wendeltreppe begrenzt.

Das Portal zur Kassenhalle (heute Rathausgalerie) ist mit einem giebelartigen Aufsatz überdacht, in dessen Mitte das große Münchner Stadtwappen angebracht ist. Rechts von dem Wappen steht ein in Stein gehauener Hund mit freundlichem Schweifwedeln, der diejenigen begrüßt, die Geld für den Stadtsäckel bringen. Ihm gegenüber befindet sich ein Mops, der solche anknurrt, die Geld hinaustragen. Auf beiden Seiten ist das Kassenportal von Figuren - einem zahlenden Bürger und einer Frauengestalt (Allegorie der Kasse) - begrenzt.

Prunkstück des Hofes ist der große Wendeltreppenturm, dessen Kern die "Treppe der Menschenalter" bildet. Die vier Menschenleben, die das Menschenalter symbolisieren, sind durch Figuren an den Strebepfeilern des Turmes angebracht: Mutter mit Knäblein, Jüngling, Mann und Greis. Die Konsolen dieser Skulpturen zeigen in Halbfiguren die gleichen Phasen für das weibliche Geschlecht. Mannigfache Gestalten, teilweise unter Verwendung bekannter Münchner Typen, figurieren an der Wendeltreppe als Wasserspeier. Gegenüber des Wendeltreppenturmes befindet sich der Eingang zur Rathauskantine. In der Sommerzeit befindet sich das Café des Ratskellers im Prunkhof.

Treppenhaus

Hinein ins Rathaus

Der Rundgang geht weiter: Ratstrinkstube, Treppenhaus, Sitzungssäle – entdecken Sie das Neue Rathaus von innen!
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