Sexuell übertragbare Infektionen (STI)

Neben der HIV–Infektion gibt es weitere Erkrankungen, die durch intime Kontakte übertragen werden. Sie werden auch mit STI (Sexual Transmitted Infections) abgekürzt.

Schutz durch Kondome, Impfungen und Tests

Füße mit Bettlaken
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Jeder Mensch, der mit einem anderen Menschen Sex hat, kann sich nicht nur mit HIV, sondern auch mit einer anderen STI anstecken. Dies gilt unabhängig von der Zugehörigkeit zu einem Geschlecht, der Herkunft und den sexuellen Vorlieben. Entscheidend für das Risiko einer Ansteckung sind aber vor allem die Art der sexuellen Praktiken und die dabei angewendeten Schutzmaßnahmen.

Bunte Kondome

Kondome richtig verwenden

Kondome schützen vor HIV und verringern das Risiko, sich mit einer anderen sexuell übertragbaren Infektion anzustecken.
Kondom überziehen

Menschliches Immunschwäche-Virus (HIV)

Das HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus) befällt Zellen des körpereigenen Abwehrsystems und zerstört sie, um sich selbst zu vermehren.

Zu Beginn der Infektion steigt die Zahl der Viren im Blut schnell an und das Immunsystem versucht, dagegen zu kämpfen. Nach einigen Wochen kommt es meist zu grippeähnlichen Beschwerden, die jedoch wieder verschwinden und häufig nicht mit einer HIV-Infektion in Verbindung gebracht werden.

Eine unbehandelte Infektion verursacht oft über Jahre einen fortschreitenden Verfall des Immunsystems. Es treten Infektionen auf, unter denen gesunde Menschen sonst nur selten leiden (opportunistische Infektionen): Typisch sind beispielsweise eine besondere Form der Lungenentzündung (Pneumocystis-Pneumonie) oder Hefepilz-Infektionen der Speiseröhre.

Wissenswertes zu HIV

HIV wird durch vaginalen oder analen Geschlechtsverkehr sowie auch durch Bluttransfusionen oder die Nutzung verunreinigter Spritzen übertragen. Ein weiterer Infektionsweg ist der von der Mutter auf ihr Kind während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen. Generell birgt direkter Blutkontakt die größte Gefahr.

Beim Geschlechtsverkehr erhöhen andere Geschlechtskrankheiten oder Verletzungen das Risiko einer Infektion. Eine besonders hohe Ansteckungsgefahr besteht auch während der Monatsblutung der Frau. Beim Oralverkehr kann man sich insbesondere dann infizieren, wenn Verletzungen im Mundraum vorliegen.

Das Übertragungsrisiko bei HIV ist von der Höhe der Virusmenge in der jeweils übertragenen Körperflüssigkeit abhängig. Dies hat wichtige Auswirkungen darauf, wie stark sich die Erkrankung verbreitet. Zu beachten ist dabei insbesondere:

  • Werden Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma innerhalb von Tagen und Wochen mit vielen Personen ausgetauscht, besteht ein deutlich erhöhtes Risiko, auf Menschen zu treffen, die erst seit kurzer Zeit infiziert und somit hoch ansteckend sind.
  • Langjährig HIV-Infizierte, die von ihrer Erkrankung nichts wissen und daher unbehandelt geblieben sind, sind kurz vor dem Ausbruch des AIDS-Stadiums erneut sehr ansteckend.
  • Geschlechtskrankheiten und Entzündungen öffnen natürliche Haut- und Schleimhautbarrieren und vergrößern so ebenfalls das Risiko einer HIV-Infektion. Genitale Herpesinfektionen und andere Geschlechtskrankheiten, wie etwa Gonorrhoe (Tripper), Syphilis oder auch eine Chlamydien-Infektion erhöhen das Ansteckungsrisiko um das bis zu 10-fache und sollten unbedingt behandelt werden.

Labordiagnose

Die Labordiagnose der HIV-Infektion beruht in erster Linie auf einem Antikörper-Suchtest. Falls das Ergebnis positiv ausfällt, wird es in weiteren Testverfahren überprüft (Stufendiagnostik).

Der Suchtest sollte auf Grund seiner sehr hohen Empfindlichkeit (Sensitivität) ein kombinierter Test sein. Diese sogenannten HIV-Tests der 4. Generation weisen sowohl HIV-spezifische Antikörper als auch das HIV-1-Antigen p24 nach. Zugelassene Suchtests erfassen alle bekannten HIV-Typen (HIV-1 und -2), HIV-Gruppen und HIV-Subtypen. 

Wichtig ist: Jeder positive Erstbefund muss durch eine Zweitprobe bestätigt werden, um eine Verwechslung auszuschließen.

HIV-Schnelltest

Der HIV-Schnelltest beruht auf der Testung sowohl von HIV-Antikörpern, als auch von HIV-Virusbestandteilen. Dadurch ist ein negatives Testergebnis ausreichend sicher. Falls das Ergebnis reaktiv ausfällt, wird es in einem weiteren Testverfahren, dem Bestätigungstest, überprüft (Stufendiagnostik).

Bei dem HIV-Schnelltest handelt es sich um ein Testverfahren der vierten Generation: Zum einen können etwa zwei bis drei Wochen nach einem Infektionsrisiko Virusbestandteile, die p24-Antigene gegen HIV 1, nachgewiesen werden. Zum andern sind 12 Wochen nach einem Infektionsrisiko Antikörper gegen HIV 1 und 2 zuverlässig nachweisbar. Dieser Schnelltest erfasst alle bekannten HIV-Typen (HIV 1 und 2) und HIV-Subtypen. Die Blutentnahme erfolgt aus dem Finger. Das Ergebnis liegt innerhalb von 20 bis 30 Minuten vor.

Vorsicht vor Schnelltest-Produkten aus dem Internet

Keinesfalls ist es empfehlenswert, einen Schnelltest zu Hause mit einem nicht CE-zertifizierten, qualitativ fragwürdigen Produkt, etwa aus dem Internetangebot, und ohne entsprechende ärztliche Beratung durchzuführen.

Behandlung

Dank des raschen medizinischen Fortschritts seit der Entdeckung des HI-Virus durch Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi im Jahr 1983 hat sich die HIV-Infektion für Menschen mit Zugang zu medizinischer Versorgung von einer tödlichen Erkrankung zu einer chronischen Krankheit gewandelt - vergleichbar mit der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus).

Experten gehen mittlerweile davon aus, dass die Lebenserwartung von HIV-Infizierten, die Zugang zu einer Therapie haben, etwa so hoch ist wie die von Nichtinfizierten.

Um HIV-Infektionen zu behandeln, wird derzeit vor allem eine Kombination antiretroviraler Medikamente eingesetzt. Diese Therapie kann die Vermehrung der HI-Viren verlangsamen, sie jedoch nicht völlig unterbinden.

 

(Quelle: DAIG)

Auch wenn eine HIV-Infektion mittlerweile bei entsprechender Therapie nicht mehr als grundsätzlich tödliche Erkrankung gilt: Sie sollten alle Möglichkeiten nutzen, um eine Ansteckung zu verhindern. An erster Stelle steht dabei Safer Sex (geschützter Sex). Safer Sex ist die einzige wirksame Methode, um beim Sex eine Infektion mit HIV sowie mit vielen anderen sexuell übertragbaren Krankheiten zu vermeiden.

Safer Sex

Safer Sex heißt, sich bei sexuellen Kontakten immer so zu verhalten, dass eigene Samenflüssigkeit oder Scheidenflüssigkeit, Blut oder Blutspuren nicht in den Körper der Partnerin oder des Partners und umgekehrt auch nicht in den eigenen Körper gelangen.

Für Schutz beim Sex können Sie sorgen, indem Sie

  • nicht in den Körper des Partners oder der Partnerin eindringen
  • bei eindringendem Sex Kondome benutzen
  • Samen- oder Scheidenflüssigkeit nicht in den Mund aufnehmen
  • beim Oralverkehr Kondome oder sogenannte Dental Dams benutzen. Dental Dams sind Latextücher, die auf die Scheidenöffnung gelegt werden - am besten mit wasserlöslichem Gleitmittel. Sie können beim Oralverkehr mit Frauen verhindern, dass dabei Scheidenflüssigkeit in den Mund gelangt. Dieser Schutz ist besonders während der Monatsblutung wichtig. Aufgeschnittene Kondome können Dental Dams im Bedarfsfall ersetzen.

Alltagskontakte

Im Allgemeinen ist es unwahrscheinlich, sich durch Alltagskontakte zwischen Familienangehörigen mit HIV zu infizieren. Wichtig ist, Blut-Blut-Kontakte zu vermeiden.

Achten Sie insbesondere darauf, Rasierklingen oder Zahnbürsten nicht gemeinsam zu benutzen und gebrauchte Kanülen nicht in die Plastikspritze zurückzustecken, sondern direkt in einem Abwurfbehälter zu entsorgen.

Weitere STIs

Syphilis ist eine in Krankheitsstadien verlaufende sexuell übertragbare Infektion, die durch das Bakterium Treponema pallidum hervorgerufen wird.

Übertragungswege

Syphilis wird durch sexuelle Kontakte übertragen, bei dem das Bakterium Treponema pallidum durch winzige Verletzungen der Schleimhaut oder Haut in den Organismus eindringt.

Auch infizierte Mütter können das Virus über den Mutterkuchen auf ihr Kind übertragen.

Selten sind Infizierungen durch verunreinigte Nadeln oder Gegenstände. Auch die Ansteckung durch infizierte Blutkonserven ist durch systematische Testung aller Spenden in der Regel auszuschließen und in Deutschland seit über 20 Jahren nicht mehr registriert worden. Syphilis kann nicht durch Toilettensitze, Türgriffe, Schwimmbäder, Whirlpools, Badewannen, gemeinsam getragene Kleidung oder Geschirr übertragen werden.

Übertragungsrisiken

Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner führt in etwa 30 Prozent der Fälle zu einer Infektion. Hochansteckend sind Patienten/innen mit Syphilis im Stadium I und ansteckend im Stadium II. Im Stadium III besteht im allgemeinen trotz schwerwiegender Krankheitserscheinungen keine Ansteckungsgefahr mehr.

Eine einmal durchgemachte und behandelte Syphilis schützt nicht vor einer erneuten Ansteckung. Eine Syphilis erhöht, genau wie jede andere Geschlechtskrankheit, die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV zu infizieren.

Achtung: Kondome können nicht in jedem Fall vor einer Syphiliserkrankung schützen!

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung, beträgt durchschnittlich 14 bis 24 Tage, kann aber auch zwischen 10 und 90 Tagen liegen.

Symptome

Stadium I

Zunächst handelt es sich um eine Erkrankung mit typischem schmerzlosen Geschwür an der Eintrittspforte (in der Regel Schleimhaut des Genitoanalbereichs) und nicht schmerzhafter benachbarter Lymphknotenschwellung.

Stadium II

Nach 9 bis 12 Wochen und Abheilung des Geschwürs folgt bei fehlender Behandlung das Stadium II mit Ausbreitung der Erreger über die Blutbahn. Neben grippeähnlichen Symptomen und Gewichtsverlust tritt auch ein nicht-juckender Hautausschlag insbesondere an Handflächen und Fußsohlen auf. Mitunter kann es auch zu einem mottenfraßartigen Haarausfall und/oder einer Mandelentzündung kommen.

Wird nicht therapiert, folgen immer wieder Krankheitsschübe, die dann in eine mehrjährige, manchmal jahrzehntelange Phase ohne äußerliche Krankheitszeichen übergehen (Latenzphase). Die Infektion ist dann lediglich im Blut nachweisbar (Syphilis latens).

Stadium III

Das Stadium III tritt bei ca. 15 Prozent der nicht behandelten Erkrankten 12 Monate bis 10 Jahre nach der Infektion auf. Die Erreger befallen innere Organe wie Leber, Lunge, Milz oder den Magen-Darmtrakt. Betroffen sein können auch das zentrale Nervensystem, das Herz-Kreislauf-System oder die Augen. In der Praxis sind Erkrankte mit einer Syphilis im Stadium III äußerst selten.

Genitale Chlamydien-Infektionen zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren, bakteriellen Infektionen in Westeuropa.

Übertragungswege

Die Übertragung erfolgt durch ungeschützten vaginalen, oralen oder analen Geschlechtsverkehr. Meistens liegen keine Symptome vor oder die Symptome sind weniger ausgeprägt, so dass das Krankheitsbild häufig nicht erkannt und behandelt wird. Spätfolgen sind nicht ausgeschlossen. Genitale Chlamydieninfektionen sind die häufigste Ursache erworbener Unfruchtbarkeit in den westlichen Industrieländern.

Übertragungsrisiken

Betroffene Menschen können auch Monate nach der eigenen Ansteckung und ohne selbst Symptome zu spüren, ihre Sexualpartner infizieren. In der Schwangerschaft wird eine Screeninguntersuchung auf Chlamydien durchgeführt, da es während der Geburt zu einer Ansteckung des Neugeborenen kommen kann.

Symptome

Bei 70 bis 80 Prozent der Frauen, aber auch bei vielen Männern, verläuft die Chlamydieninfektion ohne Symptome.

Ansonsten treten eine bis drei Wochen, maximal sechs Wochen nach Ansteckung, Brennen beim Wasserlassen, Ausfluss aus Scheide, Harnröhre oder Anus, und bei Frauen Schmerzen im Unterleib, beim Geschlechtsverkehr und Störungen der Regelblutung auf.

Bei fehlender oder später Behandlung kann eine Chlamydieninfektion zu chronischen Unterleibsentzündungen und Unfruchtbarkeit führen. In Deutschland betrifft dies nach Schätzungen 100.000 Frauen.

Für Mädchen und Frauen bis zum vollendeten 25. Lebensjahr werden die Kosten für einen Suchtest auf Chlamydien aus dem Urin von der Krankenkasse bezahlt.

Behandlung

Wegen der häufig geringen Symptome werden Chlamydieninfektionen oft nicht diagnostiziert.

Auch wenn vermutet wird, dass bei einem Teil der Erkrankten die Infektion trotz fehlender Behandlung spontan ausheilt, ist angesichts der erheblichen gesundheitlichen Folgen die Einnahme von Antibiotikum unbedingt erforderlich. Eine Chlamydien-Infektion erhöht, genau wie jede andere Geschlechtskrankheit, das Risiko, sich mit HIV anzustecken.

Wichtig ist auch eine Behandlung der Partnerin / des Partners! Geschlechtsverkehr sollte erst wieder aufgenommen werden, wenn bei einer Kontrolluntersuchung keine Chlamydien mehr nachgewiesen werden können.

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