Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum
„Wichtiger als unser Leben“ - Das Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos
Von 29.6.2023 bis 7.1.2024 widmet sich das NS-Dokumentationszentrum München in der Ausstellung „Wichtiger als unser Leben“ dem Untergrundarchiv des Warschauer Ghettos, das von einzigartiger historischer Bedeutung, aber doch weitgehend unbekannt ist. Die vom Jüdischen Historischen Institut verwahrte Sammlung ist ein herausragendes Beispiel jüdischer Selbstbehauptung während der Shoah. Sie ist ein Akt zivilen Widerstands und einer der ersten Versuche, den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung Europas im Moment des Geschehens systematisch zu dokumentieren und zu archivieren.
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Über die Ausstellung und ihren historischen Hintergrund
Nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen riegelten die deutschen Besatzer*innen 1940 einen großen Teil Warschaus ab und verschleppten die jüdische Bevölkerung Warschaus und weiterer besetzter Gebiete dorthin. Um das Geschehen für die Mit- und Nachwelt zu dokumentieren, initiierte der Historiker Emanuel Ringelblum eine beispiellose Sammelaktion im Ghetto. Es war das gemeinschaftliche Projekt einer im Geheimen arbeitenden Gruppe von jüdischen Akademiker*innen, Schriftsteller*innen und Aktivist*innen, die sich Oneg Schabbat (‚Freude des Sabbat‘) nannte.
Anhand dieser Zeitzeugnisse bietet die Ausstellung eine radikale Innensicht des Ghettos aus jüdischer Perspektive:
- Im Zentrum stehen die rund ein Dutzend Original-Exponate aus dem einer Zeitkapsel gleichenden Archiv der Insassen: Tagebücher, Berichte, Statistiken, Briefe, Lebensmittelkarten, Fotografien, deutsche Zeitungen, jüdische Untergrundzeitschriften und sogar Bonbonpapier.
- Daneben sind Reproduktionen von Archivmaterial und historischen Filmausschnitten zu sehen.
- An Audiostationen sind zeitgenössische Texte aus dem Ghetto zu hören, die von Schauspieler*innen der Münchner Kammerspiele eigens für die Ausstellung eingesprochen wurden. Sie verleihen den Stimmen aus dem Ghetto eine beeindruckende Präsenz.
Was die Ausstellung im NS-Dokuzentrum so besonders macht
Das sogenannte Oneg-Schabbat-Archiv, das im Jüdischen Historischen Institut Emanuel Ringelblum in Warschau verwahrt wird, ist seit 1999 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Es besteht aus rund 35.000 Seiten: Notizen, Tagebucheinträgen, Aufsätzen, Fotos, Zeichnungen, amtlichen Dokumenten und anderen Zeugnissen des täglichen Lebens.
In Kooperation mit dem Kulturreferat und den Museen
Dieser Beitrag wird vom Kulturreferat der LHM gefördert.