Hans-Jochen Vogel wurde 94 Jahre alt

Alt-OB Hans-Jochen Vogel: "Ein Denker und Visionär" für München

Der frühere SPD-Chef und ehemalige Münchner Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel verstarb am 26. Juli 2020 im Alter von 94 Jahren. Er holte die Olympischen Sommerspiele 1972 in die Stadt - und prägte München auch an vielen anderen Stellen.

Alt-OB Hans-Jochen Vogel
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Vogel war 12 Jahre Stadtoberhaupt von München

Der Tod des ehemaligen SPD-Chef Hans Jochen Vogel ließ München im Jahr 2020 trauern. Vogel war von 1960 bis 1972 Oberbürgermeister von München.

Sein Einzug ins Münchener Rathaus im Jahr 1960 war ein historisches Ereignis: Vogel wurde damals zum jüngsten Oberbürgermeister einer europäischen Millionenmetropole gewählt. In seine Amtszeit fielen viele wichtige Entscheidungen: die Schaffung einer Fußgängerzone, die Pläne für das große Neubaugebiet Neuperlach, der Bau einer U-Bahn  - und Vogel holte die Olympischen Spiele 1972 in seine Stadt.

Für diese Leistungen ehrte München seinen Alt-OB im Februar 2021: Der Stadtrat beschloss, den Coubertinplatz im Olympiapark weitgehend in Hans-Jochen-Vogel-Platz umzubennen.

Trauerbeflaggung am Neuen Rathaus auf dem Münchner Marienplatz
KEIN CREDIT
Trauerbeflaggung am Rathaus

Als Oberbürgermeister holte Vogel die Olympischen Spiele nach München

Mit 34 Jahren wurde der 1926 in Göttingen geborene Professoren-Sohn Oberbürgermeister in München - und damit jüngstes Stadtoberhaupt einer deutschen Großstadt. Die 4444 Amtstage an der Isar prägten Vogel stärker als spätere Stationen. Er trug dazu bei, die Olympischen Spiele 1972 nach München zu holen. Dann ging er in die Bundespolitik.

Seine Parkinson-Erkrankung hatte Vogel erst vor wenigen Jahren öffentlich gemacht. Bis zuletzt lebte er mit seiner Frau Liselotte in einer Seniorenresidenz in München. Hier ließ er sich gerne von Freunden, Journalisten und Parteifreunden besuchen. Mit ihnen diskutierte er dann auch gerne über hochaktuelle Fragen wie die Flüchtlingskrise oder die Gefahren, die von rechten Strömungen ausgehen.

Alt-OB Hans-Jochen Vogel bei einer Rede (Archivbild)
Frank Leonhardt/dpa/Archivbild

Trauerfeier mit Weggefährten und Bundespräsident Steinmeier

Die Beerdigung von Hans-Jochen Vogel fand am 31.7.2020 im engsten Familienkreis statt. Die Öffentlichkeit nahm am 3.8. bei einer Trauerfeier im Münchner Gasteig im Beisein der Witwe Liselotte Vogel Abschied. Freunde, Familie und Weggefährten erinnerten mit Reden an den Politiker und Menschen Hans-Jochen Vogel.

Oberbürgermeister Dieter Reiter nannte ihn eine "Ausnahmeerscheinung". Der SPD-Chef Norbert Walter-Borjans würdigte ihn als einen der "ganz Großen der Sozialdemokratie". Zu den Gästen zählten u.a. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundesfinanzminister Olaf Scholz.

Die Trauerfeier für den verstorbenen Alt-OB Hans-Jochen Vogel
Michael Nagy / Presseamt

Der Nachruf von OB Dieter Reiter: "Ein großer Denker und Visionär"

„Die Nachricht von Hans-Jochen Vogels Tod erfüllt mich mit großer Trauer, nicht nur als Münchner Oberbürgermeister, sondern auch ganz persönlich. Mit ihm verliert München, verliert Deutschland einen großen Sozialdemokraten, einen scharfen Analytiker und leidenschaftlichen Politiker", erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter in einem Statement zum Tode Vogels.

Reiter würdigte den früheren OB für seine vielen Verdienste um die Stadt: „Als Oberbürgermeister hat er München in eine neue Zeit geführt. Es war ein großes Glück, dass er die Olympischen Spiele 1972 nach München holte. U-Bahnen wurden gebaut, neue Stadtquartiere entstanden und der Olympiapark wird für immer mit seinem Namen verbunden sein. Ohne die visionäre Politik von Hans-Jochen Vogel wäre München nicht schon 25 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg zu der weltoffenen, internationalen und liebenswürdigen Stadt, wie wir sie kennen, geworden.

Hans-Jochen Vogel war sein Leben lang ein überzeugter Kämpfer für soziale Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft. Und es war nur konsequent, dass das auch der Titel seines letzten Buches war: 'Mehr Gerechtigkeit!' Darin hat er sich noch mit weit über 90 Jahren mit unverminderter Vehemenz für ein soziales Bodenrecht eingesetzt. Als einer seiner Nachfolger im Amt des Oberbürgermeisters sehe ich gerade dieses Thema, bezahlbares Wohnen zu ermöglichen, als sein Vermächtnis an und meinen Auftrag, weiter für dieses Ziel zu kämpfen.

Hans-Jochen Vogel war ein großer Denker und Visionär und er hat dabei nie vergessen, für die Menschen Politik zu machen, die kein großes Einkommen, keine große Lobby hinter sich haben. Er wird mir, er wird uns allen sehr fehlen. Die Stadt München wird ihren Ehrenbürger und ehemaligen Oberbürgermeister in würdiger Erinnerung behalten.“

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