Am Stiglmaierplatz: Auto fuhr in Menschenmenge - Städtischer Hilfsfonds für Betroffene beschlossen
Anschlag in München am 13.2.2025: München trauert – zwei Tote und zahlreiche Verletzte
Am 13.2.2025 fuhr in München ein Fahrzeug in eine Menschenmenge. Der Anschlag forderte zwei Todesopfer, eine städtischen Mitarbeiterin und ihrer zweijährigen Tochter. München trauerte bei einem Gedenkgottesdienst und einer Gedenkveranstaltung am Stiglmaierplatz, auf der u.a. Oberbürgermeister Dieter Reiter sprach und der beiden Verstorbenen gedachte. Hier gibt es Informationen zum Anschlag, Anlaufstellen für Betroffene sowie Informationen zu Spendenkonto und Hilfsfonds.

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Anschlag in München am 13. Februar 2025 unweit des Stiglmaierplatzes
Am Donnerstag, den 13. Februar 2025, fuhr ein Mann mit einem Auto an der Ecke Seidlstraße/Karlstraße in der Münchner Maxvorstadt unweit des Stiglmaierplatzes in einen Demonstrationszug einer ver.di-Veranstaltung mit etwa 1.500 Personen. Dabei verletzte er 39 Personen. Die städtische Angestellte Amel und ihre zweijährige Tochter Hafsa erlagen wenige Tage nach dem Anschlag ihren Verletzungen.
Zahlreiche Einsatzkräfte des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes waren vor Ort, um die Verletzten medizinisch zu versorgen und Betroffene zu betreuen. Teams der psychosozialen Notfallversorgung waren ebenfalls im Einsatz.

Mutter und zweijähriges Kind nach Anschlag verstorben
Zwei Tage nach dem Anschlag hatte das Bayerische Landeskriminalamt mitgeteilt, dass die städtische Mitarbeiterin und ihre zweijähriges Kind ihren schweren Verletzungen erlegen sind.
Oberbürgermeister Dieter Reiter zeigte sich tief betroffen: „Meine Gedanken sind bei der Familie der Ermordeten und ihren Verwandten und Freunden. ... Der Schmerz ist nicht in Worte zu fassen. Wir werden der Familie alle nur erdenkliche Unterstützung in dieser düsteren Zeit anbieten.“
In einer Video-Botschaft sagte OB Dieter Reiter auf Instagram außerdem: „Ich bin einfach nur traurig und ich bin sicher: Ganz München, ganz Deutschland trauert. Ich will sagen, dass wir mit unseren Gedanken bei den Angehörigen sind. Beim Vater des Kindes und Ehemann. Bei allen, die die Verstorbenen gekannt haben. Ich appelliere dringend an alle, die diesen schrecklichen Tod jetzt kommentieren, sich doch entsprechend respektvoll zu äußern und nicht politische Propaganda zu machen. Das wäre völlig unangemessen. Wir wollen gemeinsam mit den Hinterbliebenen trauern.“
Spendenkonto für Betroffene des Anschlags
Die Stadt hat ein Spendenkonto zur Unterstützung der Anschlagsopfer eingerichtet. Aus den Spendenmitteln sollen unmittelbar Betroffene, die durch den Anschlag physisch und/oder psychisch geschädigt wurden, finanzielle Hilfen erhalten können. Außerdem ist auch die Förderung von Projekten zur Unterstützung der Betroffenen aus dem Spendenkonto möglich.
Spenden können ab sofort eingezahlt werden an:
Landeshauptstadt München
IBAN: DE86 7015 0000 0000 2030 00
BIC: SSKMDEMMXXX
Verwendungszweck: Hilfe Anschlagsopfer
Darüber hinaus haben auch die Gewerkschaften ein Spendenkonto geschaltet:
Gewerkschaften helfen e.V.
IBAN: DE55 2505 0000 0152 0114 90
BIC: NOLADE2HXXX
Verwendungszweck: Opfer Demo München
Städtischer Hilfsfonds für Anschlags-Opfer
Am 26. Februar hat der Münchner Stadtrat die Einrichtung eines Hilfsfonds für unmittelbar durch den Anschlag physisch und/oder psychisch geschädigte Personen und ihre dadurch belasteten nahen Angehörigen beschlossen. Dafür werden bis 31.12.2029 städtische Mittel in Höhe von 500.000 Euro zur Verfügung gestellt. Auch die Förderung von Projekten zur Unterstützung der Betroffenen soll aus dem Hilfsfonds möglich sein.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Der Hilfebedarf wird individuell sehr unterschiedlich sein. Das Ausmaß der Folgen und Belastungen ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht einschätzbar. Durch die tragischen Ereignisse haben die Familie der Verstorbenen sowie die Verletzten und ihre Angehörigen sehr viel Leid erfahren. Die Trauer, die physischen und psychischen, aber auch die materiellen und sozialen Folgen des brutalen Geschehens werden die Betroffenen ihr Leben lang begleiten. Die Landeshauptstadt München sieht sich in der Verpflichtung, den von dem Anschlag direkt betroffenen Personen alle Hilfen anzubieten, die geeignet sind, dieses Leid zu mildern.“

Statement der Angehörigen
In einem Statement, das die Familie zur Veröffentlichung auch auf den Kanälen der Landeshauptstadt München und von muenchen.de freigegeben hat, wenden sich die Angehörigen an die Öffentlichkeit:
„Wir möchten uns zunächst bei denen herzlich bedanken, die aufrichtige Anteilnahme und Solidarität gezeigt haben. Wir bedanken uns bei den Hilfskräften, bei den Pflegekräften, Ärzt*innen für die gute Unterstützung, Begleitung und für den emotionalen Beistand. Amel ist in Algerien geboren und ist mit vier Jahren nach Deutschland gekommen. Sie studierte Umweltschutz in Köln und Bingen. Seit 2017 war sie Beschäftigte der Landeshauptstadt München als Ingenieurin. Sie war Projekt- und Sachgebietsleitung.
Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter Hafsa lebte sie seit 2017 in München. Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat. War aktiv für Solidarität, Gleichheit und setzte sich für Arbeitnehmer*innenrechte ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Ihr war es sehr wichtig, ihrer Tochter diese Werte mitzugeben.
Wir möchten bekräftigen, dass der Tod und der Verlust nicht benutzt werden, um Hass zu schüren und ihn politisch zu instrumentalisieren. Wir haben mit dieser Erklärung alles gesagt und möchten eindringlich darum bitten, von Anfragen abzusehen, da die Trauer und der Verlust nun im Vordergrund stehen.“
Familie und Freunde
Kondolenzbuch für Opfer

Die Stadt München hatte vom 17. bis 25. Februar im ersten Stock des Rathauses ein Kondolenzbuch für die beiden Getöteten ausgelegt, in das sich Oberbürgermeister Dieter Reiter mit folgenden Worten eintrug: „München trauert. Wir alle sind zutiefst erschüttert. Der brutale Anschlag auf den Demonstrationszug hat uns mitten ins Herz getroffen. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei allen Opfern und ihren Familien – insbesondere bei der Familie der beiden Ermordeten und ihren Verwandten und Freunden. Lasst uns in dieser schwierigen Zeit fest zusammenstehen!“
Auf Wunsch der Familie der beiden Opfer Amel und Hafsa hat die Stadt am Gedenkort in der Seidlstraße abgelegte, witterungsempfindliche Beileidsbekundungen, wie Briefe und Plüschtiere, entfernt, da die Familie sie gerne aufbewahren möchte. Die Gegenstände werden der Familie zusammen mit dem Kondolenzbuch übergeben.
Anlaufstellen für Betroffene
Das Sozialreferat hat eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet, an die sich Betroffene des Anschlags sowie deren Angehörige wenden können. Von dort werden die Anliegen mit den zuständigen Stellen in der Stadtverwaltung koordiniert.
Die Anlaufstelle ist telefonisch und persönlich Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 13 Uhr erreichbar unter Telefon 089/233-774444, per E-Mail an anlaufstelle130225@muenchen.de und persönlich am Orleansplatz 11, Raum 4.065.
Das Krisentelefon des Gesundheitsreferats ist von Montag bis Donnerstag von 9 bis 15.30 Uhr sowie Freitag von 9 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 233-47290 erreichbar. Außerhalb dieser Zeit stehen die Telefonseelsorge unter der Nummer 0800 111 0 222 oder der Krisendienst Psychiatrie Oberbayern unter der Nummer 0800 655 3000 zur Verfügung.
Auch der Bundesopferbeauftragte Roland Weber ist gemeinsam mit der Zentralen Ansprechpartnerin für Opferschutz in Bayern, Kerstin Altenbeck, für die Betroffenen des Anschlags da. Gemeinsam vermitteln sie bei Bedarf psychosoziale, praktische und finanzielle Hilfen. Zudem ist für die Betroffenen unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 0009546 eine Hotline zur psychosozialen Beratung geschaltet. Mehr Informationen auf der Website des Bundesopferbeauftragten.
Gedenkgottesdienst mit Trauerrede von OB Reiter

In Erinnerung an die Verstorbenen hat am 17.2.2025 ein interreligiöser Gedenkgottesdienst im Münchner Dom stattgefunden. Dabei gedachten neben Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und dem evangelisch-lutherischen Landesbischof Christian Kopp auch Vertreter anderer Religionsgemeinschaften sowie Oberbürgermeister Dieter Reiter und Ministerpräsident Markus Söder der Opfer.
Im Namen der Landeshauptstadt hielt OB Dieter Reiter eine bewegende Trauerrede. Hier Auszüge:
„Wir sind zusammengekommen im Namen der Menschlichkeit. Und ich habe allerhöchsten Respekt davor, dass die Angehörigen von Amel und Hafsa in ihrer schwersten Stunde die Kraft aufgebracht haben, eine Botschaft zu formulieren: „Wir möchten bekräftigen, dass der Tod und der Verlust nicht benutzt werden darf, um Hass zu schüren und ihn politisch zu instrumentalisieren.“ [...] Wir lassen uns nicht spalten von Terror und von Hass. Wir wissen, dass wir zusammenstehen, mehr denn je für unsere demokratische Stadtgesellschaft, in der Menschen aus vielen Nationen friedlich zusammenleben. […] Im Namen der Landeshauptstadt München möchte ich Ihnen sagen: Wir sind für Sie da. […]
München trauert, aber München steht zusammen. Gerade jetzt.“
Gedenkveranstaltung „Wir trauern gemeinsam" am Stiglmaierplatz
Am 20.2.2025, eine Woche nach dem Anschlag am Stiglmaierplatz, lud die Gewerkschaft ver.di München zu einer Gedenkveranstaltung am Tatort ein. Unter dem Motto „Wir trauern gemeinsam“ gedachten Bürger*innen der Opfer und Betroffenen. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter und der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Werneke sowie Claudia Weber von ver.di München sprachen auf der Veranstaltung. Es wurden Kerzen entzündet und Blumen niedergelegt.

„Wir werden Amel und Hafsa für immer in unseren Herzen tragen“
OB Reiter sagte bei seiner Ansprache auf der Gedenkveranstaltung: „Dieser Angriff hat München ins Herz getroffen. [...] Er sollte uns Angst machen, aber er hat uns näher zusammengebracht. Er sollte Hass schüren. Aber er hat uns entschlossen gemacht, gerade jetzt zusammenzustehen. Wir stehen und stellen uns immer klar gegen Hass und Hetze. Gerade jetzt – und immer. In München leben und arbeiten Menschen aus so vielen Nationen friedlich zusammen. Das war und ist ein großes Plus für diese Stadt. Es ist ein Gewinn für uns alle. Das ist ein wahrer Reichtum. München steht für Vielfalt, für Toleranz, für Respekt und Chancengleichheit. Das kann und wird uns niemand nehmen. [...] Die Trauer wird uns noch sehr lange begleiten, manche vielleicht sogar für immer. Aber eins kann man mit Gewissheit sagen: Die Stadt München lässt niemanden allein. Wir lassen niemanden allein. Und wir werden Amel und Hafsa für immer in unseren Herzen tragen."
Zudem verlas eine Mitarbeiterin der Stadtentwässerung eine Botschaft der Angehörigen der beiden Verstorbenen Amel und Hafsa, in der sie sich für die Anteilnahme bedanken: „Wir möchten, dass ihr wisst: Wir hören und sehen euch. Wir bedauern den Verlust unserer Freundin, Partnerin, Schwester und Tochter sehr und sind im Gedanken bei all den anderen Betroffenen, Kollegen, Freunden, Bekannten und Familienangehörigen, die auch mit den schrecklichen Bildern zu kämpfen haben und um ihre Lieben bangen. Wir möchten noch einmal Danke sagen an alle Helfer, die unmittelbar nach diesem Vorfall tätig wurden, und all die Organisatoren dieser Zusammenkunft und vor allem den hier anwesenden ver.di-Kolleg*innen, die für alle Opfer aufstehen und sich solidarisieren.“
Gewerkschaft ver.di: „Wir sind zutiefst erschüttert und fassungslos"
Zum Tod einer Mutter und ihres zweijährigen Kindes erklärt der ver.di-Vorsitzende Frank Werneke: „Wir sind zutiefst erschüttert und fassungslos angesichts des Todes einer Mutter, unserer Kollegin, und ihres zweijährigen Kindes, die am Donnerstag an einem ver.di-Demonstrationszug teilgenommen haben, der Ziel eines Anschlags geworden ist. Die Trauer über das Leid der Opfer des Anschlags von München wird so schier unermesslich. Wir trauern mit den Angehörigen und der gesamten Familie, sind in Gedanken bei ihnen und wünschen ihnen so viel Kraft, wie sie nun dringend brauchen. Wir als Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter stehen in dieser schweren Stunde solidarisch zusammen. Zusammenhalt und gemeinsame Stärke werden gerade jetzt so sehr gebraucht.“
Anschlag in München am 13. Februar 2025: Der Tatverdächtige
Die Polizei München konnte den Fahrzeugführer vor Ort aus dem Auto ziehen und verhaften, dabei kam es auch zur Abgabe eines Schusses, der den Fahrzeugführer allerdings nicht traf.
Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 24-jährigen afghanischen Asylbewerber mit Wohnsitz in München, der zum Tatzeitpunkt über einen gültigen Aufenthaltstitel verfügt hat. Er ist aus Ermittlungsverfahren polizeibekannt, in denen er aufgrund seiner vorherigen Tätigkeit als Ladendetektiv als Zeuge geführt wurde.
Münchner Faschingsfeiern in der Altstadt nach Anschlag abgesagt
Die Damischen Ritter hatten ihren für den 23. Februar 2025 geplanten Faschingsumzug wegen des Anschlags abgesagt. In enger Abstimmung mit der Landeshauptstadt München, den Sicherheitsbehörden und der Kooperationspartnerin, der „Münchner Gesellschaft Narrhalla e.V.", haben die Damischen Ritter übereinstimmend festgestellt, dass ein Faschingszug zwar möglich, unter den gegebenen Umständen aber nicht fröhlich und unbeschwert veranstaltet werden kann.
Auch die städtischen Veranstaltungen am Viktualienmarkt mit dem Unsinnigen Donnerstag und dem Tanz der Marktweiber wurden abgesagt, ebenso wie der große Straßenfasching München narrisch.