Nach kurzzeitiger Sperrung wegen Überfüllung am zweiten Wiesn-Samstag

Oktoberfest: Festleitung und Sicherheitsbehörden passen Sicherheitsmaßnahmen an

Nach der Überfüllungssituation auf dem Oktoberfest am zweiten Wiesn-Samstag hat die Festleitung eine Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft und Wiesnchef Christian Scharpf stellten die Änderungen am Dienstag vor.

Blick von St. Paul auf das Oktoberfest
Michael Hofmann

So kam es zur Überfüllungssituation am 2. Wiesn-Samstag

Am Samstag, den 27.9.25 hat sich in einem Teil der Wirtsbudenstraße eine Überfüllungssituation ergeben. Die Gäste haben innerhalb von kürzester Zeit auf Höhe von Augustiner- und Hackerzelt, Schottenhamel und Bräurosl schnell Menschentrauben gebildet. Als Sofortmaßnahmen wurden sukzessive die Eingänge zum Festgelände gesperrt und Durchsagen auf dem Platz verlesen.

Aufgrund der Dynamik und der Dringlichkeit wurden die Lautsprecherdurchsagen auf dem Festgelände laut dem Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) anfangs nicht optimal umgesetzt und zehn Minuten später angepasst. Auch nach eingängiger Analyse mit allen Beteiligten, Sicherheitsbehörden, Ordnungsdiensten und Beschickern konnte die Entstehung der punktuellen Stauung in der Wirtsbudenstraße nicht auf einen einzelnen Grund zurückgeführt werden. Festleitung und Polizei haben sämtliche Videosequenzen der Situation nochmals beleuchtet. Dabei wurde festgestellt, dass sich eine besonders hohe Zahl an Gästen auf dem Festplatz aufgehalten hat, die zuvor weder am ersten Wochenende noch an den meisten Tagen in den Vorjahren erreicht wurde.

Während des Reservierungswechsels versuchten viele Gäste über die Haupteingänge in eines der geschlossenen Zelte zu gelangen. Insgesamt hat das Sicherheitskonzept Oktoberfest am vergangenen Samstag auf der Theresienwiese laut dem Veranstalter seine Wirkung entfaltet, konnte aber aufgrund der Kürze der Zeit nicht vollständig zur Umsetzung gebracht werden.

Reel: Statement von OB Dieter Reiter

Beitrag auf Instagram ansehen.

Wiesnleitung kündigt Maßnahmen an

In dem überfüllten Bereich auf der Wirtsbudenstraße gab es keine zu behandelnden medizinischen Notfälle. Rund eine Stunde nach der Sperrung des Geländes konnten alle ergriffenen Maßnahmen wieder aufgehoben werden. Dringender Nachbesserungsbedarf hat die Festleitung aber bei der frühzeitigen Erkennung erkannt. Das Geschehnis habe laut dem RAW gezeigt, dass noch verstärkende Maßnahmen zum vorhandenen Sicherheitskonzept ergriffen werden müssen, um Gefahrensituationen frühzeitiger zu erkennen.

In einem ersten Schritt wird die Festleitung die wichtigsten Maßnahmen umgehend umsetzen, damit es am besucherstarken Feiertag und am letzten Wiesnwochenende zu keinen ad hoc-entstehenden Stauungen im Außenbereich mehr kommt. Für die kommenden Oktoberfeste werden weitere Maßnahmen umgesetzt.

1. Gezieltes Crowd Spotting an besucherstarken Tagen

Wiesn-Chef Christian Scharpf hat veranlasst, dass für die besucherstarken Tage ab Donnerstag ein gezieltes Crowd Spotting zum Einsatz kommt - also die gezielte Beobachtung und Analyse der Menschenmenge in den verschiedenen Bereichen des Festgeländes. So sieht die Festleitung frühzeitiger, wenn sich an bestimmten Orten etwas zusammenbraut.

2. Maßnahmen für die mehrsprachigen Lautsprecherdurchsagen

Mehrsprachige Lautsprecherdurchsagen spielen zur Lenkung der Besucherströme eine Schlüsselrolle. Hierfür setzt die Stadt nunmehr eigens geschulte Sprecher ein, die Zugang zu den verschiedenen Livecams haben und direkt an uns Entscheider angebunden sind. Der Auftrag hierzu wurde am Dienstag für die Tage ab Donnerstag erteilt und wird nunmehr dauerhaft installiert.

3. Gemeinsamer Beobachtungsraum im Servicezentrum

Die Festleitung sieht es geboten, das Beobachtungsmanagement im Servicezentrum zu optimieren. Wiesnchef Christian Scharpf lobte die verschiedenen Behörden für ihren hervorragenden und professionellen Job und bedankte sich für die gute Zusammenarbeit. Um noch besser zu werden, sollen Strukturen optimiert und ein gemeinsamer Beobachtungsraum geschaffen werden, der die Zusammenarbeit noch mehr verzahnt.

4. Einbindung der Beschicker auf dem Festgelände

Der Veranstalter strehbt eine Verbesserung der Einbindung der Beschicker auf dem Platz an. Diese haben eine wichtige Multiplikatorenfunktion. Eine frühzeitige Versorgung mit Informationen, die diese an ihre Gäste und Mitarbeiter weitergeben können, soll auch zu einer verbesserten Sicherheit beitragen.

5. Einführung einer Echtzeitmessung der Besucherzahlen

Bislang können die Besucherzahlen nur im Nachgang aufgrund der Mobilfunkdaten technisch festgestellt werden. Die bisher als ausreichend erachtete Bestimmung durch die Mitglieder des Koordinierungskreises anhand der Lagebilder hatte sich bisher als zuverlässig erwiesen.

Nun ist klar: Die Festleitung muss in Echtzeit wissen, wie viele Menschen auf dem Gelände sind und nicht bloß aufgrund von Schätzungen. Dann kann sie die aktuelle Situation auf dem Gelände auch frühzeitiger nach außen kommunizieren.

Wiesnchef Christian Scharpf zur Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen

Beitrag auf Instagram ansehen.

Weitere Maßnahmen: Mehr Polizei-Präsenz und Social-Media-Hinweise

Im Übrigen wird die Polizei für diese Wiesn ihre Präsenz verstärken und die Festleitung über Website und Instagram stärker darauf hinweisen, dass es Donnerstag, Freitag und Samstag ohne Reservierung schwer werden kann, Plätze in den großen Zelten zu ergattern, dafür aber auf die Biergärten, auf die Oidn Wiesn und die Schaustellerstraße verweisen.

Referent für Arbeit und Wirtschaft Dr. Christian Scharpf: „Wir werden alles tun, damit sich eine derartige Situation nicht wiederholt. Ich bedauere, dass sich viele Menschen am Samstag nicht sicher gefühlt haben. Auch wenn nochmal alles gut gegangen ist, müssen wir schneller auf kurzfristig und schnell entstehende Menschenansammlungen reagieren. Ich habe seit Samstag unzählige Gespräche geführt. Wir haben in der akuten Situation zwar die richtigen Maßnahmen getroffen, niemand ist zu Schaden gekommen, aber in der Analyse hat sich auch gezeigt, dass Handlungsbedarf besteht, dem wir ab sofort Rechnung tragen, damit die Wiesn eine sichere Veranstaltung bleibt.“

Mehr Wiesn gibt's hier