Heilig-Kreuz, Ostfriedhof, Wohnviertel: Das ist Obergiesing

Obergiesing: Alle Infos zum Münchner Stadtteil

Giesing stand lange Zeit symbolisch für die Münchner Arbeiterschaft. Mittlerweile ist es in die Stadtteile Ober- und Untergiesing aufgeteilt. Obergiesing ist heute ein beliebtes Wohnviertel. Bekannt ist es für das Gefängnis Stadelheim und die imposante Heilig-Kreuz-Kirche auf dem Giesinger Berg. Bis in die 1990er Jahre waren viele amerikanische Soldaten hier stationiert, die ihre Spuren im Viertel hinterlassen haben.

Heilig-Kreuz-Kirche
Katy Spichal
Das Wahrzeichen von Giesing: Die Heilig-Kreuz-Kirche in Obergiesing

Leben in Obergiesing: Wohnviertel mit günstigeren Mieten

Städtebaulich findet man in Obergiesing eigentlich alle Arten von Gebäuden, die eine Großstadt auszeichnen: Ein- und Zweifamilienhäuser in kleinen Siedlungen wechseln sich ab mit größeren Wohnblöcken, die man vor allem an den Hauptstraßen wie der Tegernseer Landstraße findet. Obergiesing hatte lange Zeit den Ruf eines „Arbeiterviertels“, doch mittlerweile zieht es auch immer mehr Familien hierher. Die Nähe zum Zentrum und die im Vergleich zu anderen Innenstadtvierteln günstigen Mieten machen den Stadtteil zu einem sehr beliebten Wohnort in der bayerischen Landeshauptstadt.

Wohngegend in Obergiesing
Christian Brunner

Siedlung Fasangarten: Vom Jagdrevier zum Wohngebiet

In Obergiesing ist das Konzept der Siedlungen stark ausgeprägt: Die bekannteste dieser Siedlungen ist heute der Fasangarten – seit 2009 auch offiziell im Namen des Stadtbezirks 17 verewigt. Ursprünglich war der Ort ein Jagdrevier für Fasane, woran heute noch das Forsthaus Fasangarten erinnert. Interessanterweise war der Fasangarten nie Bestandteil des historischen Dorfes Giesing, erst nach der Eingemeindung 1937 wurde er zu Obergiesing hinzugefügt. Hier gibt es besonders viele schöne Einfamilienhäuser, die einen starken Kontrast zu den Wohnblöcken und den Industrieanlagen etwa an der Perlacher Straße bieten.

Waldweg in Obergiesing
Katy Spichal

Amerikanersiedlung am Perlacher Forst

Integraler Bestandteil des Fasangartens ist die Siedlung am Perlacher Forst. Wie der inoffizielle Name „Amerikanersiedlung“ schon andeutet, lebten hier bis in die 1990er Jahre viele amerikanische Soldaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg in München stationiert wurden. Zunächst waren die G.I.s überwiegend im angrenzenden Harlaching untergebracht. Nachdem dort der Wohnraum nicht mehr ausreichte, wurde in Obergiesing eine Siedlung nach amerikanischer Bauart geschaffen, wovon die breiten Straßen in diesem Teil Obergiesings zeugen. Apropos: Straßennamen wie Lincoln- oder Cincinnatistraße weisen noch heute – über zwanzig Jahre nach ihrem Abzug – auf die Anwesenheit der US-Soldaten hin.

Wohngegend in Obergiesing
Christian Brunner

Sehenswürdigkeiten: Heilig-Kreuz-Kirche, Giesinger Berg, McGraw-Kaserne

Das vermutlich schönste Bauwerk Obergiesings ist die Heilig-Kreuz-Kirche, die sich vom Giesinger Berg aus über den Stadtteil erhebt. Sie ist 1886 geweiht worden und die letzte neugotische Kirche in München, die noch vollständig erhalten geblieben ist. Der Turm ragt 95 Meter hoch.

Fast ein Kontrast dazu ist die Pfarrkirche zu den Heiligen Engeln in der Weißenseestraße, die durch ihre Holzverschalung und die hohen Fenster beeindruckt.

Wenn man am Ostfriedhof ist, kann man sich die dort gelegene Kirche Maria Königin des Friedens ansehen, die durch ihre im sachlichen Stil mit neuromanischen Anklängen konzipierte Bauart auffällt. Sie steht unter Denkmalschutz. 

McGraw Graben in Obergiesing
Christian Brunner

Wer sich weiter auf die Spuren der Amerikaner im Viertel begeben möchte, sollte sich die McGraw-Kaserne nahe des Mangfallplatzes ansehen. Das Gebäude wurde in der NS-Zeit erbaut und nach Kriegsende von den Amerikanern genutzt. Das Hauptgebäude dient heute als Außenstelle der Münchner Polizei.

Ein schöner Ort zum Verweilen ist der Kulmbacher Platz mit dem sogenannten „Suehnestein“ aus dem 16. Jahrhundert.

Und wer gerade durch das Viertel spaziert, kann sich bei dieser Gelegenheit auch den Pinguinbrunnen in der Perlacher Straße 53 und das Kriegerdenkmal am Bergsteig anschauen.

Außerdem lohnt es sich, am Bergsteig über die Brücke am Schmederersteg zu gehen. Vor allem bei Kindern ist die Brücke sehr beliebt, denn von dort kann man den darunter hindurchfahrenden Zügen zusehen.

Der bekannteste Sohn Obergiesings ist Franz Beckenbauer. Er wuchs in der Zugspitzstraße 6 auf und lernte das Fußballspielen beim lokalen Verein SC München von 1906.

Stadelheim: Münchens berühmtes Gefängnis

Münchens größtes Gefängnis: Die Justizvollzugsanstalt Stadelheim
Christian Brunner

Sicherlich kein Gebäude, in dem man unbedingt wohnen möchte, ist die Justizvollzugsanstalt München, von den meisten Menschen einfach „Stadelheim“ genannt. Der Namensgeber Josef Stadler hatte hier allerdings nur einen Bauernhof errichtet, zum Gefängnis wurde Stadelheim erst im Jahr 1894. Im Laufe seiner Geschichte saßen in Stadelheim bekannte Gefangene wie die Mitglieder der Weißen Rose, Adolf Hitler, Ex-Löwenpräsident Karl-Heinz Wildmoser oder der erste bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner ein. Bei einer 100-prozentigen Auslastung hat die JVA München 1.400 Plätze und ist damit das zweitgrößte Gefängnis Deutschlands.

    Ostfriedhof und Friedhof am Perlacher Forst

    Gräber im Ostfriedhof
    Katy Spichal

    In Obergiesing gibt es zwei Friedhöfe, die zu den beeindruckendsten in München gehören. Im Friedhof am Perlacher Forst gibt es zwei Ehrenhaine, die an die Opfer der NS-Konzentrationslager erinnern. Auch Mitglieder der Weißen Rose, die in Stadelheim hingerichtet wurden, sind hier bestattet, darunter Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst. Am Ostfriedhof fällt zunächst das monumentale Kuppelgebäude auf, das eine nähere Besichtigung lohnt. Ein Denkmal erinnert an Kurt Eisner, der hier nach seiner Ermordung ursprünglich begraben wurde. Auch der Schlagersänger Rex Gildo und der Modeschöpfer Rudolph Moshammer haben auf dem Ostfriedhof ihre letzte Ruhestätte.

    Bad Giesing-Harlaching: Schwimmen pur

    Schwimmbecken im Bad Giesing Harlaching.
    SWM

    Gut zu erreichen von Obergiesing ist das städtische Hallenbad Giesing-Harlaching im benachbarten Stadtteil Untergiesing. Ambiente und Ausstattung sind seit dem Umbau in 2012/2013 ganz aufs Wesentliche konzentriert: dem Schwimmen. Nicht nur Vereine und Schulklassen nutzen das Angebot des Bades Giesing-Harlaching, sondern alle, die im Alter etwas für Gesundheit und Fitness tun. Es gibt ein 25-Meter-Schwimmerbecken mit Startblöcken und Sprungbrett sowie ein Nichtschwimmerbecken.

    Historisches: Münchens Arbeitervorort

    Giesing ist älter als München, bereits im Jahre 790 als "Kyesinga" erstmals erwähnt. Giesing war lange Zeit ein Bauerndorf, im Jahre 1812 gab es gerade einmal 18 Bauernhöfe. Fünf Jahre später, 1817, wurde der Ostfriedhof errichtet. Die bäuerlich-ländliche Gemeinde Giesing wurde schließlich 1854 in das Stadtgebiet eingegliedert.

    In der Vorortgemeinde lebten hauptsächlich unterprivilegierte Erwerbstätige, Kleinhändler und Tagelöhner, die sich in der so genannten Feldmüllersiedlung, einer Ansammlung von Kleinhäusern, niederließen. Im Jahre 1936 wurde Giesing in Obergiesing und Untergiesing-Harlaching geteilt.

    Lage und Anbindung Obergiesing

    Lage Obergiesing
    muenchen.de

    Obergiesing bildet einen relativ schmalen Streifen zwischen dem Mittleren Ring / A 995 im Westen und der S-Bahn-Linie 3 nach Holzkirchen im Osten. Er umfasst Teile von Alt-Giesing im Norden und den südöstlichen Stadtrand (Amerikanische Siedlung und Fasangarten).

    Gut an das Verkehrsnetz angebunden ist der Stadtteil durch die S3 Richtung Holzkirchen, die S7 Richtung Kreuzstraße, die U1 Richtung Mangfallplatz und die U2, die durch Giesing Richtung Messestadt fährt.

    Obergiesing in Zahlen: Stadtbezirk 17

    Obergiesing-Fasangarten ist Münchens Stadtbezirk 17.

    - Einwohner des Stadtbezirks: 54.256
    - Einwohnerdichte des Stadtbezirks je Hektar: 95
    - Fläche in Hektar: 572,04
    (Zahlen: Statistisches Amt 2019)