Slowenien bei der UEFA EURO 2024 zu Gast in München
So viel Slowenien steckt in München: Blasmusik, Braunbär und Brühwurst
Slowenien gastierte für ein Spiel der UEFA EURO 2024 in München. Doch auch abseits der EM prägen slowenische Kultur, Küche und Persönlichkeiten das Stadtbild. Hier erfahrt ihr, wie slowenisch München ist – von Trompetenklängen auf der Wiesn bis zu alpenländischen Gemeinsamkeiten.
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Im Auftrag des Referats für Bildung und Sport
Dieser Beitrag über die UEFA EURO 2024 in der Host City München, eine von 10 Gastgeber-Städten der Fußball-EM in Deutschland, ist vom Referat für Bildung und Sport (RBS) beauftragt. Die Inhalte wurden zwischen dem RBS und muenchen.de, dem offiziellen Stadtportal, abgestimmt.
Slowenien traf in München auf Serbien
"Pozdravljeni vsi Slovenci, ljubitelji nogometa in münchenski popotniki!"
Hallo an alle Slowenen, Fußballfans und München-Reisende!
Slowenien hatte sich 2024 zum zweiten Mal für eine Europameisterschaft qualifiziert und eine Hammergruppe mit Dänemark, Serbien und England erwischt. Die slowenische Nationalmannschaft bestrit ihr zweites Gruppenspiel am 20. Juni 2024 in der Münchner Arena gegen Serbien. Das 1:1 war einer der Grundsteine dafür, dass es die Slowenen überraschend bis ins Achtelfinale geschafft haben.
Es gibt zwar nur rund 2 Millionen Slowenen, doch die slowenische Kultur hat es dennoch vielerorts auf die andere Seite der Alpen geschafft. Auch in München hat sie ihre Wurzeln geschlagen. Wir nehmen euch mit auf eine slowenische Entdeckungsreise durch die Stadt.
Slowenien: Fakten rund um den EM-Gast
- Fläche: 20.273 km²
- Einwohner: 2,1 Millionen
- Hauptstadt: Ljubljana, 285.604 Einwohner (320,80 km entfernt)
- Slowenische Staatsangehörige in München: 2.124 (Stand: 31.12.2023)
Slowenisches Generalkonsulat in München
Lindwurmstraße 14
80337 München.
Generalkonsulin: Maša Šiftar
Webseite
Slowenisches Flair: Vom Trompetenecho bis zu Mini-Bussen in München
Blasmusik zählt in Slowenien wie in Bayern zur Volkskultur: Der slowenische Musiker Slavko Avsenik komponierte einen Wiesn-Klassiker, den wohl alle Münchner*innen irgendwann gehört haben. Die Polka „Trompetenecho“ von 1954 war die Erkennungsmelodie des „Musikantenstadls“ und wurde in München eingespielt – Ausgangspunkt für Avseniks Weltkarriere mit den Original Oberkrainern. Später hat Avsenik für die Olympischen Spiele 1972 in München das Album „Olympiade in Musik“ aufgenommen, u.a. mit dem Walzer „Mein München, ich sag ade“.
Der Slowenische Kulturverein Lipa München e.V. dient als Botschafter der slowenischen Kultur in München: Lipa organisiert landestypische Feste und läuft in traditionellen Gewändern auf dem Trachten- und Schützenzug zum Oktoberfest mit. Die Folkloregruppe des Vereins präsentiert bei Auftritten Oberkrainer, Stajerische und Prekmurske Tänze in eigens gefertigten Kostümen.
Und wie halten es die Slowenen mit der Religion? In der barocken Asamkirche in der Sendlinger Straße feiert die kleine slowenische katholische Gemeinde Münchens unter Pfarrer Izidor Pečovnik jeden Sonntagabend einen Gottesdienst.
Eine Innovation aus der slowenischen Hauptstadt Ljubljana bereichert diesen Sommer die Straßen Münchens: Ab Juni fahren kostenlose Mini-Busse testweise durch das Stadtzentrum und bringen Gäste entlang einer Ringroute zu den bedeutenden Sehenswürdigkeiten und Plätzen der Altstadt. Die Fahrzeuge, in Slowenien „Kavalir" genannt, sind bereits in Ljubljanas autofreier Innenstadt ein großer Erfolg.
Slowenische Nationalhymne: Zdravljica
Seit 1991 ist die Zdravljica (so viel wie „Trinkspruch"!) die slowenische Nationalhymne, genauer: die siebte Strophe des Gedichtes von Dr. France Prešeren (1800-1849), vertont von Stanko Premrl (1880–1965). Eine meisterhafte Besonderheit: Da es sich um ein Trinklied handelt, hat der Dichter alle Strophen in Form eines Weinglases (Bokals) geschrieben.
Slowenisch:
Živé naj vsi naródi
ki hrepené dočakat’ dan,
da koder sonce hodi,
prepir iz svéta bo pregnan,
da rojak
prost bo vsak,
ne vrag, le sosed bo mejak!
Deutsch:
Es leben alle Völker,
die sehnend warten auf den Tag,
dass unter dieser Sonne
die Welt dem alten Streit entsag'!
Frei sei dann
jedermann,
nicht Feind, nur Nachbar mehr fortan!
(offizielle Übersetzung, Quelle: Generalkonsulat der Republik Slowenien in München)
Slowenisch-münchnerische Gemeinsamkeiten: Freundschaft über die Alpen hinweg
Was verbindet Oberbayern und München mit Slowenien? Nun, in beiden Fällen handelt es sich um katholisch geprägte Alpenregionen mit traumhaften Bergen, Seen, Schlössern und Kirchen, die als touristische Ziele zum Wandern, Besichtigen und Skifahren einladen. Flora und Fauna ähneln sich, nur gibt es in Slowenien mehr Bären in freier Wildbahn – und hier schließt sich der Kreis: der als Problembär berühmt gewordene „Bruno", der im Münchner Museum Mensch und Natur ausgestellt ist, hatte mit Joze und Jurka slowenische Eltern.
Aber auch politisch sind die beiden Länder verbandelt: Bereits seit 1975 existiert eine ständige Kommission zwischen Slowenien und Bayern, die die freundschaftlichen Beziehungen weiterentwickelt und vertieft. Bereits wenige Monate nach der Staatsgründung wurde in München 1992 das slowenische Generalkonsulat eröffnet.
Deutsch ist in Slowenien eine beliebte Fremdsprache in der Schule, so dass viele Slowenen sich auf Deutsch unterhalten können, was natürlich auf die österreichische K.u.K. Vergangenheit zurückgeht – bis weit ins 19. Jahrhundert war die Hauptstadt Ljubljana (ehemals Laibach) noch vorwiegend deutschsprachig. Also, wenn ihr auf slowenische Fans trefft: Versucht doch mal ins Gespräch zu kommen!
Slowenisch für Anfänger
Deutsch | Slowenisch |
---|---|
Hallo! | Pozdravljeni! |
Guten Tag! | Kako vam gre? |
München | München |
ja | da |
nein | ne |
Bitte! | Prosim, prosim! |
Danke! | Hvala! |
Wie ist dein Name? | Kako vam je ime? |
Mein Name ist [...] | Ime mi je [...] |
Wo geht es zum Stadion? | Katera pot je do stadiona? |
Gutes Spiel! | Dobra igra! |
Tor! | Gol! |
Bis später! | Se vidimo pozneje! |
Slowenisch essen in München
Die slowenische Küche verbindet die österreichische Kulinarik mit den Genüssen des Balkans. Als Nationalgericht gilt der Heidensterz (Ajdovi žganci), ein Mus aus Buchweizenmehl, der deftig mit Fleisch und Gemüse oder als Suppeneinlage gereicht wird. Ausgesprochene slowenische Restaurants sucht man in München leider vergebens, dafür gibt es mehrere jugoslawische Balkanrestaurants, die einen Hauch Slowenien vermitteln.
Oder ihr schaut auf den Viktualienmarkt und deckt euch mit echten slowenischen Krainern ein (Kranjska Klobasa). Die geräucherte Brühwurst aus der Krain gehört zu den beliebtesten Wurstsorten des Landes. Natürlich muss ein vorzüglicher slowenischer Wein dazu gereicht werden: Slowenien ist das Weinland Osteuropas schlechthin. Fragt bei eurem Weinhändler mal nach einem roten Cviček.
Hier noch ein paar slowenische Gerichte und Snacks, die wir zum Fußballschauen empfehlen:
- Potica: Ein traditioneller Hefekuchen mit verschiedenen Füllungen wie Walnüssen, Mohn oder Rosinen, oft zu festlichen Anlässen genossen.
- Štruklji: Teigrollen gefüllt mit verschiedenen Zutaten wie Käse, Obst oder Gemüse, sowohl als herzhafte als auch süße Variante.
- Idrijski žlikrofi: Handgemachte Teigtaschen, traditionell mit Kartoffel- oder Fleischfüllung, oft mit Schmand oder Speck serviert.
- Prekmurska Gibanica: Ein süßes Gebäck aus der Region Prekmurje, bestehend aus mehreren Schichten Teig und verschiedenen Füllungen wie Mohn, Quark, Äpfel und Nüsse.
Slowenische Persönlichkeiten in München: Von Ažbe bis Oblak
Wusstet ihr, dass ein slowenischer Maler bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der Künstlergemeinschaft Blauer Reiter hatte? Anton Ažbe (1862-1905) leitete eine Kunstschule in München, zu deren Schülern u.a. Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky gehörten. Im Leopoldpark hat er 2004 ein Denkmal in Form einer bronzenen Büste erhalten. Zu Ažbes Schülern zählte auch sein Landsmann Rihard Jakopič (1869-1943), der von 1890 bis 1900 in München weilte und als führender Maler des slowenischen Impressionismus gilt. In München studierte von 1881 bis 1889 die slowenische Malerin des Realismus Ivana Kobilca (1861-1926), deren Porträt bis zur Euro-Einführung 2007 den slowenischen 5000-Tolar-Schein zierte.
Sportliche Spuren haben Slowenen natürlich auch in München hinterlassen: Die Kletterin Janja Garnbret überragte 2022 bei den European Championships auf dem Königsplatz und gewann die Goldmedaille in allen drei Wettbewerben. Die Ruder-Olympiasieger von Sydney Iztok Čop und Luka Špik erlangten 2007 im Doppelzweier den Weltmeistertitel auf der Olympia-Rennstrecke in Oberschleißheim. NBA-Superstar Luka Dončić von den Dallas Mavericks begeisterte das Publikum 2022 beim Länderspiel Deutschland - Slowenien im BMW Park. Seine 23 Punkte vor ausverkauftem Haus konnten eine Niederlage allerdings nicht verhinderten.
In Sachen Fußball ist Bayern-Fans vermutlich noch Branko Oblak ein Begriff: Der Mittelfeldspieler aus Ljubljana spielte von 1977 bis 1980 bei den Münchnern und verabschiedete sich mit dem Meistertitel gen Heimat.
So lange dauert eine Reise von Ljubljana nach München
- Mit dem Flugzeug: 55 Minuten (Direktflug)
- Mit dem Auto: 4 Stunden, 37 Minuten
- Mit dem Fernbus: 5 Stunden, 55 Minuten
- Mit dem Zug: 6 Stunden, 8 Minuten (schnellste Verbindung)
- Zu Fuß: 104 Stunden (ca. 9 Tage)
Slowenien bei der UEFA EURO 2024: Außenseiter mit wenig Erfahrung
Die slowenische Fußballnationalmannschaft trug ihr erstes Länderspiel im Juni 1991 aus, vorher spielten slowenische Fußballer in der Auswahl von Jugoslawien. Seitdem konnte sich die Slowenen zweimal für die Weltmeisterschaften (2002 und 2010) qualifizieren. Ein erster und bis 2024 einziger Auftritt bei Europameisterschaften war 2000 in Belgien und den Niederlanden. Nach zwei Unentschieden und einer Niederlage mussten sie allerdings schon nach der Vorrunde die Heimreise antreten. Besser lief es 2024 in Deutschland mit dem Einzug ins Achtelfinale, als das Team erst im Elfmeterschießen an Portugal scheiterte.
Zu den wenigen international bekannten Stars im aktuellen Kader gehörten Stürmer Benjamin Šeško von RB Leipzig, Stammtorhüter und Kapitän Jan Oblak (Atlético Madrid) sowie Andraž Šporar (Panathinaikos Athen). Bereits seit 2018 ist Matjaž Kek Trainer der slowenischen Auswahl, die übrigens keinen offiziellen Spitznamen trägt.
Slowenien qualifizierte sich für die EM 2024 direkt über einen zweiten Platz in der Gruppe H, punktgleich mit Dänemark, auf das sie erneut bei der EURO 2024 in der Vorrunde treffen. Dabei ließen sie Finnland, Kasachstan, Nordirland und San Marino hinter sich. Am letzten Spieltag besiegten sie in Ljubljana die Kasachen mit 2:1 und sicherten sich dadurch das Ticket für die EM.