Relevant und aktuell: Zeitgenössische Kunst von Fotografien über Installationen bis Skulpturen

Künstler*innen der Gegenwart: Aktuell in den Münchner Museen

Die zeitgenössische Kunst in den Münchner Museen ist oft geprägt von Künstler*innen, die gesellschaftliche Fragen diskutieren und politische Probleme in ihren Werken reflektieren. Deshalb lohnt sich ein unvoreingenommener Blick auf die aktuellen Ausstellungen. Hier präsentieren wir spannende Projekte von engagierten Künstler*innen, die zum Nachdenken anregen.

Szene aus Two Minutes to Midnight von Yael Bartana
Birgit Kaulfuss
Szene aus Two Minutes to Midnight

Interimsquartier VS: Provokante Videoarbeit von Yael Bartana

Das Interimsquartier VS setzt sich mit der politischen Zukunft auseinander und hat dazu die Künstlerin Yael Bartana (*1970) eingeladen. Die für ihre monumentalen Videoarbeiten bekannte Israelin stellt in ihrem performativen Stück „Two Minutes To Midnight“ (bis 20. Dezember) die provokante Frage, was passieren würde, wenn Frauen die Welt regierten. Eine rein weibliche Regierung eines fiktiven Landes diskutiert in einem demokratischen „Friedensraum“ die nukleare Bedrohung durch eine fremde Nation. Bartana analysiert darin geopolitische Machtspiele und bietet eine alternative Perspektive zum männlichen Diskurs.

NS-Dokuzentrum: Talya Feldman und Naneci Yurdagül

Talya Feldman: Wir sind hier
Talya Feldman/NS-Dokuzentrum
Fotografie von Talya Feldman: Wir sind hier

Die aktuellen Installationen im NS-Dokumentationszentrum München greifen zentrale Themen des Museums auf: Erinnerung, Menschenwürde und die Auseinandersetzung mit nationalsozialistischer und rassistischer Gewalt. Talya Feldmans (*1990) „Wir sind hier“ fordert öffentliche Gedenkorte für die Opfer rassistischer und antisemitischer Gewalt und lenkt die Aufmerksamkeit auf ungehörte Stimmen. Die US-Künstlerin thematisiert rechten Terror und Polizeigewalt der letzten 40 Jahre in Deutschland und fordert Veränderungen im Umgang mit Hasskriminalität.

Naneci Yurdagüls (*1983) Doppel-Installation „Made in Germany“ hinterfragt das menschliche Zusammenleben und betont in „a mentsh is a mentsh" die Unantastbarkeit der Menschenwürde. „Dunkel Deutschland" reflektiert die problematische Geschichte deutscher Nationalsymbole und die Bedrohung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Haus der Kunst: Velvet Terrorism – Pussy Riot’s Russia

Haus der Kunst: Pussy-Riot-Mitglied Maria Alyokhina
Maximilian Geuter
Maria Aljochina vor der Ausstellung

Brisanter und aktueller kann eine Ausstellung kaum sein: Mit „Velvet Terrorism“ widmet sich das Haus der Kunst dem politischen Kampf des feministischen Kollektivs Pussy Riot gegen die Verhältnisse in Russland. Sie thematisiert das konfliktreiche Verhältnis der Gruppe zum Putin-Regime und dessen Eskalation bis hin zum Einmarsch in die Ukraine. Provokante Texte, Videos und Fotografien bieten ein intensives, immersives Erlebnis, das sich kreativ mit politischer Unterdrückung auseinandersetzt. Die Ausstellung zeigt, wie Kunst zu einer mutigen Waffe im Kampf für Freiheit werden kann und wurde in enger Zusammenarbeit mit Pussy-Riot-Mitglied Maria Aljochina (*1988) konzipiert.

Lenbachhaus: Orhan Pamuk als bildender Künstler

Ausstellungsansicht: Der Trost der Dinge
Ernst Jank, Lenbachhaus © Orhan Pamuk
Ausstellungsansicht: Der Trost der Dinge

Mit „Der Trost der Dinge" beleuchtet die Städtische Galerie die unbekannte bildende Kunst des ersten türkischen Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk (*1952). Der Istanbuler Schriftsteller erzählt Geschichten über seine Heimatstadt mit Hilfe von Gegenständen, wie in seinem Liebesroman „Museum der Unschuld".

Mit dreidimensionalen Collagen holt er die literarische Fiktion aus dem Buch in die Realität. Bis zum 13. Oktober sind 40 Kabinette zu sehen, die das Alltagsleben in Istanbul widerspiegeln. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung eine Auswahl von Pamuks Gemälden, Zeichnungen, Skizzen- und Notizbüchern, Fotografien sowie eigens für die Ausstellung im Lenbachhaus geschaffene Arbeiten.

Jüdisches Museum: Kafka-Installation „Drei Schwestern"

Daniel Schvarcz
Die Installation im Jüdischen Museum

Vergangenheit wird durch Kunst in der Gegenwart lebendig: Eine Installation im Foyer des Jüdischen Museums München erinnert an die drei Schwestern Kafkas, die im Holocaust ermordet wurden. Im Mittelpunkt stehen Aquarellzeichnungen, die die Schwestern nach einem Kinderfoto zeigen. Die Installation zum 100. Todestag des Schriftstellers beleuchtet das oft vergessene Schicksal von Elli, Valli und Ottla und rückt Kafkas jüdischen Familienhintergrund in den Fokus. Sebastian Jung (*1987) aus Jena ist ein vielseitiger Künstler, der Zeichnungen, Gemälde und Skulpturen schafft.

Public Art: Künstlerische Intervention gegen die Versiegelung Münchens

Installation von Folke Köbberling
Folke Köbberling

München ist die am stärksten versiegelte Stadt Deutschlands, was nicht zuletzt an den vielen Autos liegt, die Straßen und Stellplätze brauchen. Die Berliner Künstlerin Folke Köbberling macht mit ihrer neuen Installation „Mash & Heal“ auf diese Problematik aufmerksam.

An drei Stellen im Stadtgebiet (Europaplatz, Herzog-Wilhelm-Straße/Ecke Kreuzstraße (Nähe Sendlinger Tor) und Schleißheimerstraße 6/Ecke Dachauer Straße) sind seit 26. September drei großformatige SUVs zu sehen. Allerdings keine echten Autos, sondern hier handelt es sich um Nachbildungen, die aus kompostierbaren Verbundstoff, hergestellt aus nachwachsenden Rohstoffen, bestehen.

MUCA und Kunstlabor 2: Damien Hirst und Münchner Künstler*innen

Damien Hirst, Myth Explored, Explained, Exploded, 1993
Damien Hirst
Damien Hirst: Myth Explored, Explained, Exploded

Das Museum für Urbane und Zeitgenössische Kunst (MUCA) in München zeigt noch bis zum 24. November die Überblicksausstellung „Weight of Things" des renommierten britischen Künstlers Damien Hirst (*1965). Die Schau umfasst Skulpturen und Installationen aus 40 Jahren, die sich mit Themen wie Vergänglichkeit und Konsum auseinandersetzen. Hirsts Arbeiten spielen mit dem Spannungsverhältnis von Leben und Tod, Materialität und Bedeutung.

Das Zwischennutzungsprojekt des MUCA zeigt dagegen zeitgenössische Arbeiten en masse. Das Kunstlabor 2 hat Räume und Installationen von 120 Künstler*innen gestalten lassen. Das Projekt verbindet Street Art, Malerei, Fotografie und Medienkunst und lädt die Besucher*innen ein, Kunst hautnah zu erleben und selbst aktiv zu werden.

Aktuelles aus den städtischen Kunsträumen

Erica Overmeer: Großer Strauch / Struik in Perkje, 2005
VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Erica Overmeer: Großer Strauch (Rathausgalerie)

Die städtischen Kunsträume bieten zeitgenössischen Künstler*innen die Gelegenheit, in Einzel- und Gruppenausstellungen auf sich aufmerksam zu machen. Der Eintritt ist frei und lockt so auch Passanten spontan in die Ausstellungen.

In der Rathausgalerie läuft bis zum 24. November die Ausstellung „Onside / Offside", in der sieben Künstler*innen filmische und fotografische Positionen zeigen, die sich mit dem unscharfen Begriff der Normalität befassen.

Die Kunstarkaden schauen auf den „Boden der Tatsachen“: Bis zum 26. Oktober gehen vier Künstler*innen mit verschiedenen Ansätzen der vermeintlich unveränderlichen realen Welt und der Wahrheit auf den Grund.

In der Artothek können Gemälde, Fotografien und Skulpturen aus der Sammlung ausgeliehen werden: Über 2.000 Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region stehen zur Verfügung. So kann man Kunst für eine Weile in den eigenen vier Wänden genießen - unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten. Im angeschlossenen Bildersaal werden regelmäßig wechselnde Ausstellungen präsentiert.

In Kooperation mit dem Kulturreferat und den Museen

Dieser Beitrag über die Münchner Museen wird vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München gefördert und ist in Kooperation mit der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern konzipiert worden. Die Inhalte wurden zwischen den beteiligten Museen und muenchen.de, dem offiziellen Stadtportal, abgestimmt.

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